Kaum zu glauben das hier 34.000 Menschen leben sollen, es kam mir eher vor wie 3.400. Und es gab auch keine Tauben, die so fett waren, dass sie nicht mal mehr fliegen konnten, sondern diese kleinen Freunde hier:
Ich fange mal bei meiner Unterkunft an. Sie war mit etwa 6 oder 7 Zimmern, die auf keinen Fall ausgebucht waren, sehr ruhig und familiär. Der Garten sah schon aus als wäre man im Paradies. Hängematten zwischen irgendwelchen tropischen Pflanzen, deren Blätter einen Menschen komplett bedecken könnten. Ein offene Strandbar, davor ein Pool mit ein paar Stühlen drum herum. Dort wurde auch jeden Morgen gefrühstückt. Das war immer toll gewesen, an der frischen Luft morgens um 9 bei smarten 25 Grad in den Tag zu starten. Am ersten Tag machte ich es den Einheimischen gleich und machte erstmal gar nichts. Hier ticken die Uhren nicht nur langsamer, hier scheinen sie sogar stehen geblieben zu sein.
Der Ort lebt zwar an und für sich ausschließlich von den Wasserfällen, die etwa 20 Minuten Busfahrt entfernt sind, aber ist keineswegs von Touristen überlaufen. Die Einheimischen sind hier richtig herzlich. Ich merkte schnell, dass es sehr gut ankommt jedem, der einem über den Weg, läuft zu grüßen.
Es hat wirklich jeder zurück gegrüßt und manche noch dazu gefragt wie es einem geht. Noch immer kann ich kein Spanisch um ein vertieftes Gespräch zu führen, das hat mich da auch sehr geärgert. Aber selbst dran Schuld.
Um es gleich vorweg zu nehmen, es sollte auch nicht besser werden. Ich habe wirklich sehr viel Deutsche getroffen in dieser Zeit dort.
Puerto Iguazu liegt genau an der Grenze von Argentinien, Brasilien und Paraguay. Und da wo die Wasserfälle sind ist auch genau die Grenze zwischen Argentinien und Brasilien.
Am zweiten Tag besuchte ich die argentinische Seite. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll, als ich die ersten, der unzähligen Wasserfälle zum ersten Mal sah. Es war einfach unglaublich und wunderschön. Aber eigentlich kann ich das mit Wort und Bild nur runterreden, es ist wirklich ein Erlebnis wert. Wie Sex oder Drogen, eine "Do-it-yourself"-Erfahrung halt, die sich schwer in Worte fassen lässt.
Obwohl es an einem Mittwoch war, waren trotzdem sehr viele Leute im Park unterwegs. Ich habe mehrmals gehört, dass gut die Hälfte aller Touris vormittags mit dem Flieger, meist aus Buenos Aires, kommt, um tagsüber ein paar Fotos zu machen im Park und abends wieder nach Hause zu fliegen. Das scheint wohl der Grund zu sein, warum der Ort an sich doch noch sehr heimisch ist. Und das ist auch gut so. Es wurden auch unendlich viele Touren angeboten. Das ging schon los, als ich in Iguazu ankam. Kaum aus dem Bus raus, kamen schon die ersten zwielichten Veranstalter.
Es gab 3 verschiedene Trails, die ich alle selber erkundet habe, wie die meisten Reisenden unter 50. Nach etwa 4 Stunden lernte ich ein Paar aus Stuttgart kennen, Björn und Susanne. Sie waren grad für 4 (Flitter-)Wochen in Südamerika unterwegs und sehr korrekt. Ich verbrachte weitere 4 Stunden mit ihnen im Park, wobei ich manches auch doppelt sah. Aber das war egal. Ich war beim ersten Durchlauf eh so geflasht, dass ich bei manchen Sachen vergaß, Fotos zu machen.
An diesem Tag habe ich sehr sehr sehr viel nachgedacht über das Leben. Dass es doch so viel zu bieten hat und dass das, was ich grade erlebe, nur ein kleines Puzzle-Stückchen vom Ganzen ist. Ich bin mir wieder mal bewusst geworden wie kostbar Lebenszeit ist. Ich muss zwar meine Miete und mein Essen irgendwann wieder mit Euro bezahlen, aber ich werde nie, wirklich niemals wieder eine Tätigkeit über einen längeren Zeitraum ausüben, die mich nicht erfüllt oder keinen Spaß macht. Dafür ist die Zeit zu schade, meine Zeit.
Ich bin ein ziemlich rational denkender Mensch und glaube nicht an Gott, aber ich bin mir an diesem Tag einfach sicher gewesen, dass ich genau das gleiche Gefühl auf dem Sterbebett haben würde. Nur wäre es dann zu spät.
links noch so harmlos, wie ein stiller See
rechts gehts 120m in die Tiefe
Am Donnerstag war ich nur im Ort unterwegs und chillte nachmittags im Hostel und las ein bisschen. Ich lernte Alexandro aus Costa Rica kennen. Wir hatten zwar danach nicht mehr viel zu tun, aber ich fand seine Lebensgeschichte irgendwie cool. Er machte vor ein paar Jahren nen Städtetrip nach Buenos Aires, wo er seine jetzige Frau kennen lernte. Beide sind etwa so alt wie ich, wenn nicht ein oder zwei Jahre jünger. Sie verliebten sich und heirateten kurze Zeit später. In den Flitterwochen sollte es zuerst nach Iguazu gehen. (Übrigens ist zu 90% Iguazu der nächste Stop eines BA-Touris)
Beide fanden den Ort so schön, dass sie beschlossen dort sesshaft zu werden. Sie leben noch immer im Hostel. Auf die Frage was Alexandro so mache: Golfprofi. Fand ich einfach krass die Geschichte, denn jeder der mich persönlich kennt, weiß ja, dass ich auf solche "freien Berufe" total abfahre. Ungeregeltes Einkommen, ungeregelte Arbeitszeiten, man ist sein eigener Chef... Heute der große Durchbruch, morgen schon kurz vor der Privatinsolvenz. Halt kein Standardscheiß, wo schnell Routine reinkommt. Und dann natürlich noch die Geschichte mit seiner Frau und Iguazu, einfach herrlich ! Ich frage mich, was wohl mein Handicap ist ?!
Am Freitag beschloss ich die brasilianische Seite zu erkunden. Jeder der schon dort war meinte: Schade, dass du die argentinische Seite zuerst gesehen hast. Das ist mit Abstand die Beste! Nun gut, wollen wir mal sehen. Ich war trotzdem gespannt, schon allein, weil ich dann mal auf brasilianischen Terrain war. Ich verpasste natürlich den Bus und das Dumme war, der fuhr nicht im 20 Minuten Takt, wie Mittwochs. Nach Brasilien gehts nur alle 2 Stunden. Aber etwas Glück gehört ja auch dazu. Ich sah nämlich einen Bus des gleichen Unternehmens, ging zum Fahrer und fragte: Foz Iguazu ??(so heißt der Ort in Brasilien). Der Fahrer bejahte und ich stieg ein. Ich kam mir komisch vor, sollte der Bus den ich verpasst habe, doch 60 Pesos kosten. Und nun bezahlte ich grad mal 8 Pesos, was nem Euro entspricht. Scheiß Snob-Effekt(so heißt das wirklich). Nur wenn man schön viel bezahlt, denkt man, man sei auf der sicheren Seite. Zumal im Bus nur etwa 15 Leute waren, einschließlich Busfahrer. Egal. Nach ner Viertelstunde waren wir an der Grenze und nun hieß es Passkontrolle. So eine Scheiße, ich hatte meinen Pass vergessen !!
Nein, hatte ich natürlich nicht. Ich hatte ja alle Zeit der Welt, jeden Tag und da passiert sowas so gut wie gar nicht, weil der Kopf einfach frei ist ;-)
Beim warten lernte ich ein Paar Schweizer kennen, mit denen ich den ganzen Tag verbrachte. Und der sollte noch Burner werden..
Nico, der seit 4 Monaten in Santiago de Chile lebt und etwas rumreist. Und Eliane, eine Psychologiestudentin, die ihre 4 Monate zwischen Studium und Arbeit mit Reisen verbringt. Beides astreine Typen, genau wie alle anderen Personen, die ich an diesem Tag noch kennen lernen sollte. Ich erfuhr von Ihnen, dass wir mit der öffentlichen Buslinie gefahren sind. Deshalb wars so billig. Nachteil: der Touribus hätte gewartet an der Grenze. Wir verbrachten eine gute halbe Stunde mit einem französischem Päarchen, auch aus dem Bus, an der Haltestelle. Irgendwann entschlossen wir uns ein Taxi zu nehmen. Die lauerten natürlich auf solche Geizhälse wie uns. Doch da haben sie die Rechnung ohne Nico gemacht. Er spricht sehr gut spanisch und kann verhandeln. Letztlich hat uns die Fahrt bis zum Park etwas unter 3 Euro pro Person gekostet.
Vor dem Park lernten wir 2 weitere Typen kennen, die zufällig im gleichen Hostel von Eliane und Nico waren. Karl, ein Deutsch-Schwede und Kevin aus Schottland. Auch beide sehr sehr korrekt. Kleine Anekdote: Die Beiden teilten sich bereits in Buenos Aires ein Zimmer und trafen sich nach ein paar Tagen, unabhängig voneinander im gleichen Hostel in Iguazu wieder- im gleichen Zimmer. :-)
Zu 5t verbrachten wir den Tag im Park und ich weiß gar nicht was die ganzen Leute hatten. Ich fand die brasilianische Seite mindestens genauso toll wie die Argentinische. Außer das es an dem Tag nicht sonnig war.
Auch hier hätte ich wieder Stunden verbringen können, doch die Leute waren sehr nett und wir waren nun zusammen unterwegs. Nach 4 Stunden war der Spaß vorbei und wir standen wieder vorm Park. Karl und Kevin wollten wieder zurück ins Hostel. Ich schloss mich weiterhin den Schweizern an und wir fuhren richtig in den Ort Foz Iguazu mit dem Bus, der spottbillig war. Man darf es eigentlich keinem erzählen, aber an meinem einzigen Tag in Brasilien aß ich eine türkische Pizza zum Mittag. Aber nicht, weil ich Hunger auf Döner hatte. Ich war kulinarisch gesehen bereits sehr offen gegenüber dem regionalen
Essen, aber es hatte nach fast einer Stunde Fußgängerzone kein lokales Geschäft offen. Total eigenartig. Aber zu McDonalds oder Subway wollten wir auf keinen Fall, da waren wir uns einig. Und in der Straße, in der wir aßen, waren ungelogen 3 Dönerrestaurants nebeneinander ! Wenigstens hats geschmeckt und es war auch anders als bei uns.
Als Nachtisch waren wir noch eine Art Sorbeteis essen. Das widerum gibts aber wirklich NUR in Brasilien, also war es nicht ganz so schlimm. Und lecker war es auch. Nico wollte eigentlich noch nach Paraguay in so einem großen Geschäft, was mehrstöckig war und voller Technikzeugs. Wie ein großer Mediamarkt, aber es war schon 17 Uhr und wir waren auch erstmal wieder reizüberflutet. Andererseits wäre es schon cool im Reisepass anzusehen, an nur einem Tag in 3 Ländern gewesen zu sein. Wir fuhren mit Taxi bis zur Grenze, machten kurz Stempelpause, und dann weiter nach Puerto Iguazu. 30 Minuten Fahrt für 5 Euro pro Person, das ging in Ordnung. Zum Abendessen verabredeten wir uns noch. Karl und Kevin sollten auch mitkommen. Aber erstmal ging ich ins Hostel zurück und wie es weiterging schreib ich ein anderen Tag. Jetzt bin ich in Salta, es ist 01:26 Uhr und ich bin müde. Gute Nacht !
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