Gleich mal im Vorfeld: Mein Laptop ist kaputt und ich kann meine Berichte nur noch unregelmaessig vom Internetcafe aus schreiben. Ausserdem gibts jetz nur noch ae´s, ue´s und oe´s, sowie ss statt s-z. Da das z und y vertauscht sind, kann auch da der ein oder andere Rechtschreibfehler auftauchen. Ich versuche, sobald ich die Gelegenheit habe, auch neue Fotos hochzuladen.
Nach 24 Stunden Busfahrt erreichte ich Salta. Ein gemuetliches Staedtchen im Nordwesten Argentiniens. Dort verbrachte ich nur 3 oder 4 Tage und machte eigentlich nicht viel. Mein einziger Tagesausflug bestand darin, die Stadt aus der Vogelperspektive zu sehen. Mit einer Gondel fuhr ich hoch zu einem Aussichtspunkt. Nach etwa einer Stunde Fotoshooting und Landschaftsgenuss fuhr ich wieder bergab. Als ich auf die naechste Gondel wartete, tauchte ein Typ mit gelber Sonnenbrille auf. Wir stellten uns die obligatorischen auf Englisch und bemerkten, dass es leichter waere sich auf Deutsch zu unterhalten.
Damir, 31 Jahre jung, Kroate und als Psychologe in Bonn lebend. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir die naechsten Tage und Wochen das gleiche Schicksal und die gleichen Erlebnisse teilen werden. Wir plauschten die paar Minuten in der Gondel und gingen getrennte Wege. Mein Hostel in Salta war rueckblickend ziemlich langweilig, aber ich gebe zu , dass ich auch haette mehr draus machen koennen. Ich war nicht einmal feiern gewesen in den 3 oder 4 Tagen. Das lag zum grossen Teil auch daran, dass ich seit Buenos Aires wieder ein Einzelzimmer hatte. Angeblich war nichts mehr frei. Das kann ich mir aber nur schwer vorstellen, weil die Einzel- und Doppelzimmer als erstes belegt sind. Wie auch immer. Noch ein wenig zu Salta an sich. Es gibt eine Plaza, an der die Leute dort, den ganzen Tag lang chillen. Viele kleine Restaurants und Basare. Was mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird: Tauben und Empanadas. Es gibt sehr sehr viele Basare, die nur Taubenfutter verkaufen. Meist sind dumme Touristen und kleine Kinder Hauptzielgruppe. Letztere machen sich immer einen Spass daraus, die Tauben scharenweise mit dem Futter, was in etwa popcorn gleicht, anzulocken. Und dann rennt eines der Kinder in die Menge und alle Tauben versuchen davon zu flattern. Aber das geht ja nicht, weil sie einfach zu fett sind. Ausserdem scheinen Tauben ein Sekundengedaechtnis oder ihren Fresstrieb nicht annaehernd unter Kontrolle zu haben. Keine 20 Sekunden spaeter kommen sie ja doch wieder an und die Kinder haben wir 10 Pesos eine gute Stunde Spass :-)
Empanadas gibts in ganz Suedamerika und auch in Spanien. Das sind gefuellte Teigtaschen mit allem Moeglichen. Meine Favouriten sind mit Huehnchen und mit Schinken-Kaese. In BA hat eine etwa 6-8 Pesos gekostet. In Salta waren sie zwar bedeutend kleiner, aber ich habe 14 fuer 30 Pesos bekommen ! Man waren die lecker.
Am Samstag Morgen ging ich zum Busbahnhof und wollte mir eine Karte nach La Quicha kaufen. Das liegt 1 Kilometer vor der bolivischen Grenze. Als ich so wartete, kam der Damir auf mich zu gesteppt und reihte sich 2 Personen hinter mir ein, sodass wir noch quatschen konnten. "Wo willst du wann hin ?" - "Morgen frueh nach Tilcara." Ich ueberlegte kurz und fragte: "Willst du da lange bleiben ? Dein Ziel ist sicher Bolivien ?!" Nein, er wollte nur 1-2 Tage bleiben und ja, sein Ziel war Bolivien. Ich fragte ihn, ob es okay waere, etwas zusammen zu reisen und Damir meinte auch, dass Bolivien die ersten Tage zu zweit wohl doch ertraeglicher waeren. Wir kauften unsere Tickets und verabredeten uns fuer naechsten Morgen 10.00 Uhr am Busbahnhof.
Nach 4 Stunden Fahrt waren wir dann in Tilcara. Das ist wirklich ein Ort auf 2.500 Metern Hoehe mitten im Niemalsland. Nur Berge, trockene und staubige Luft, sowie eine gleissende Mittagssonne ueber uns. Es sah ziemlich untouristisch aus und es dauerte etwas, bis wir ein Hostel fanden. Wir lernten bei der Suche Flerence und ihre Mutter Juvan aus BA kennen. Sie waren zum Pilgern in die Berge gekommen, also aus religioeser Absicht. Nach dem "Einchecken" ins Hostel gingen wir erstmal Mittagessen. Kaum zu glauben, dass das hier noch zu dem Land gehoert, in dem Buenos Aires Hauptstadt ist. Von den Gesichtszuegen der Menschen und deren Kleidung, sowie den Gebaeuden, der Landschaft und zuletzt auch nicht den Preisen, ist hier alles komplett anders. Die Luft ist duenn, ich merke auf jeden Fall den Unterschied. Seit dem ich im Hochland unterwegs bin, war das hoechste was ich an einem Tag getrunken habe, 2 Glaeser Rotwein und ein Whiskey. Mehr geht einfach nicht und der Kater am naechsten Tag ist unglaublich grottig.
Noch am selben Tag erkundeten wir die Landschaft um Tilcara und es war einfach unglaublich schoen. Ich dankte Damir schon jetzt fuer die Idee mit Tilcara. Es gab einen Kaktusgarten, der leider schon geschlossen war und unendlich viele Berge. Der Anblick war in etwa so: Man sieht einen Berg, dahinter wieder einen und dahinter wieder einen und so weiter. Die immer weiter hinten liegenden Berge verblassen im ihrem Anblick jedoch immer um einen Touch mehr - und das sieht wirklich schoen aus.
Wir entschlossen uns 2 Tage in Tilcara zu bleiben und wollten am naechsten Tag nach Humahuacha, etwa eine 3/4 Stunde Busfahrt entfernt. Dort, so haben wir gehoert, soll es einen Aussichtspunkt geben, von dem der Sonnenaufgang richtig geil kommt. Es gibt da naemlich so eine Art Faltengebirge, das sieht selbst vor Ort so abstrakt aus, das man denkt, es sei gemalt.
Am Abend kochten wir noch mit den beiden Portenos und um 0 Uhr waren wir im Bett. Zum Glueck waren wir die beiden Naechte im 10er Schalfsaal die Einzigen. Der war echt klein und durch den klimatischen Unterschied wollten wir auch unsere Ruhe. Um 6 Uhr am naechsten Morgen standen wir auf und um kurz vor 8 erreichten wir Humahuacha. Wir dachten Tilcara sei im Niemalsland ? Dieser Ort war noch verschlafener. Nach gut 20 Minuten Rumfragen trafen, wir Hector, der uns nach einer halben Stunde Fahrt und fuer 250 Pesos auf den Aussichtspunkt brachte. Nach einer 20 minuetigen Fotosession gings wieder bergab. Nun wars grade mal 9.15 Uhr und wir erkundeten nach einem Fruehstueck die Gegend. Uns zog es nochmals in die Berge, diesmal auf eigene Faust. Immer wenn wir dachten, wir seien an der hoechsten Stelle - oben angekommen sahen wir eine Hoehere. Dass ging 4 oder 5 mal so und dann liess uns der Wind wissen, dass wir wirklich oben angekommen waren. Es war noch schoener als am Morgen. Wir sassen locker eine volle Stunde und genossen den Ausblick. Bergabwaerts kamen wir wieder ins Gespraech. Umso mehr wir uns unterhielten, desto mehr Parallelen wiesen sich in unseren Lebenslaeufen auf. Dennoch sind wir in manchen Punkten unterschiedlich, aber wir verstehen uns gut und sind gemeinsam auf der Suche nach dem naechsten Serotonin-Kick.
Am Nachmittag waren wir wieder in Tilcara und wir besuchten den Kakteengarten erneut. "Lunes libre" stand auf dem Schild und ich sagte zu Damir: " Fuck, Montag war freier Eintritt" - "Kollege, heute ist Montag !"
Es ist schon krass wie, das Zeitgefuehl floeten geht. Ich dachte es sei Mittwoch, den ganzen Tag lang und ich war mir dabei sogar sehr sicher.
Mittlerweile glaube ich, dass Zeit auch ein von uns Menschen erschaffenes Konstrukt ist, was mehr Nach- als Vorteile hat. Zumindest dieses typisch Deutsche: Immer schoen Puenktlich sein und am Besten noch 10 Minuten vorher da sein. Wem bringt das aber was ? Ich meine, macht es einen Unterschied, ob eine Sache um 8 Uhr oder 9 Uhr erledigt wird ?
Ich denke, in 90 % aller Faelle ist das irreleveant..
Auch der Kakteengarten hatte eine tolle Aussichtsplattform. Beeindruckend fand ich, dass dort eine Schulklasse, etwa 8-9. Klasse, auch anwesend war und dort wirklich keiner etwas gesagt hat. Die haben echt alle oben auf der Palttform gesessen, sich den Wind um die Ohren pfeifen lassen und einfach nur die Aussicht genossen. Auch dort sassen wir wieder locker eine Stunde. Mal unterhielten wir uns, mal sagten wir 10 minuten gar nichts. Ich hoffe, dass ich bald die Moeglichkeit habe Fotos hinterher zu schiessen.
Obwohl wir keine 48 Stunden in Tilcara und Humahuacha waren, kam es mir vor wie 1 Woche. Ich habe die Berge echt unterschaetzt. Von der schoenen Landschaft, aber auch von der duennen Luft her.
Am Abend gingen wir wieder superbillig essen, wie schon zum Mittag, diesmal wieder mit Flerence und ihrer Mutter. Am naechsten Morgen sollte es nun endlich nach La Quicha gehen. Nach 5 oder 6 Stunden Busfahrt erreichten wir die Grenzstadt. Beim Austieg lernten wir Joe, einen Australier kennen. Von da an waren wir die naechsten Tage sogar zu dritt unterwegs. Fuer umgerechnet 3 Euro gabs noch ein 4-Gaenge-Menue zur Staerkung und fuer einen weiteren Euro fuhr uns ein Taxi zur argentinisch-bolivischen Grenze...
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