Dienstag, 5. November 2013

In der Salzwüste von Uyuni

Am der Grenze angekommen, hiess es erstmal warten. Nach einer Stunde in der heissen Nachmittagssonne, wechselten wir auf die bolivianische Seite.
Es war ein Türchen in eine andere Welt. In die dritte Welt um genau zu sein. Trotzdem war es farbig und nicht trist, aber man erkennt sofort den Unterschied zu Argentinien. Damir wollte sofort ein Foto machen, von  einem Willkommensschild, sofort kam ein alter Bolivianer und beschimpfte ihn. Er machte kein Foto. Joe und ich auch nicht. Denn auch ohne Spanisch merkte man anhand der Körperhaltung und Blicke, dass wir nicht willkommen waren - zumindest nicht, wenn wir auch wieder die typischen biertrinkenden und von jedem Scheiß ein Foto machenden Touris sind. Aber das ist auch okay so.

Ich habe an der Grenzstadt keine junge Frau gesehen, wirklich keine Einzige. Anscheinend kommen Bolivianerinnen mit 80 auf die Welt. Sie tragen 2 geflochtene Zöpfe, sind etwa 1.50m groß und haben einen Hut, der jedoch nicht den Kopf umhüllt, sondern lediglich aufliegt. Ich frage mich noch jetzt, warum der nie wegrutscht, zumindest bei Wind.
Wir setzten uns in den Park und erholten uns von der ersten Fahrt. Dann ging es auf Wassersuche, was sich wirklich als äußerst schwierig erwies. (Spätestens bei "äußerst" sollte aufgefallen sein, dass ich heut von einer deutschen Tastatur aus schreibe ;-))

Dann gings zum 2 Minuten weit entfernten Busbahnhof und die Party ging los. Erstmal überzeugten wir Joe, der nur nach Tupiza wollte, direkt mit nach Uyuni zu kommen. Dann holten wir Karten. Es gab 3 oder 4 Unternehmen, die Busse dahin stellten. Bei 2 waren die Busse schon voll hieß es, eins kam uns zwielicht vor, blieb nur noch ein Unternhemen. Für umgerechnet 5 Euro haben wir eine 7-stündige Busfahrt gekauft. Nicht schlecht.. Wir sollten einen ersten Eindruck des Preis-Leistungs-Verhältnisses von Bolivien bekommen. Aber halt auch Leistung ..

Weil wir noch etwas Zeit hatten, holten wir uns noch ein paar Empanadas und chillten im Park. 10 Minuten vor Abfahrt standen wir wieder am Busbahnhof. Damir sagte noch zu mir, als wir den einzigen Bus am Terminal stehen sahen:
"Oh man, zum Glück fahren wir mit nem Reisebus. In so ner Kaschemme würd ich nicht einsteigen" und wir lachten. Zu früh gefreut. Die Frau Fahrkartenverkäuferin kam auf uns zu und erklärte, dass nun doch nur insgesamt ein Bus abfuhr nach Uyuni und das war halt diese alte Kutsche gewesen. Ich ärgere mich wirklich, dass ich nicht ein einziges Foto gemacht habe, aber jede noch so abgefuckte Stadtlinie ist eine Luxuskarosserie dagegen. Als wir im Bus saßen, der nicht mal eine Toilette hatte für eine 7 Stundenfahrt, die letztendlich auch 9 Stunden dauerte, mussten wir wieder lachen. Damir: "Und ich habe beim Ticketkauf noch gefragt, ob es was zu Essen gibt.." Hammerhart :-D

Den nächsten Knaller brachte Joe: "Hey Dudes, look at the map. There is no street from the boarder to Uyuni ?!" Und Joe hatte Recht, "there was no street". Die ersten 1 und 2 Stunden waren okay, wir fuhren auf asphaltierten Untergrund und amüsierten uns immer noch über den Zustand des Busses. Es ist ja auch immer lustig, wenn irgendwas total aus dem Ruder läuft und man nichts machen kann. Aber als es dann wirklich ins Gebirge ging, wurde es eine echte Achterbahnfahrt. Straße war schon lange kein Ausdruck mehr für Das, was wir befuhren. Bestenfalls Schotterweg. Zum Glück wurde es schnell dunkel und wir saßen weiter hinten, sodass wir nur noch zur Seite rausschauten. Der Bus wackelte von links nach rechts, ich dachte wirklich 2 Mal: Scheiße, das wars. Jetzt ist vorbei. Ich habe nicht eine Minute geschlafen. Jetzt im Nachhinein fand ich es irgendwie lustig und ich würde es wieder machen. Aber während der Fahrt war das echt nicht witzig. Ich habe nicht 1 Minute geschlafen auf diesem Höllenritt und verpeilte 0 Uhr sogar, dass ich ein Jahr älter wurde.
Wer mit mir jetzt in den Vergnügungspark gehen will und jemanden für die "harten" Gefährte brauch - ich bin dabei. Denn seit dieser Fahrt lache ich mich kaputt über alles, wo man wenigstens noch abgesichert und angeschnallt ist :-D

Wir suchten uns schnell ein Hostel. Nen Doppelzimmer für 7 Euro durch 2. Nicht schlecht. Danach pennten wir ein und nächsten Tag wurde nach dem Organisieren der Weiterfahrt ein bisschen Geburtstag gefeiert. Allerdings ganz easy, ich glaub ich hab nur 2 Bier getrunken und ein-, zweimal an ner Tüte gezogen. Mehr geht hier oben einfach nicht, zumindest die ersten Tage.
Wer generell mit dem Rauchen von Nikotin aufhören will, ist hier goldrichtig. Man muss schon einen ziemlich starken Drang zur Autoaggression haben, wenn man hier jeden Tag seine Schachtel qualmt.
Außerdem zogen wir in ein anderes Hostel um, diesmal in ein 8er-Dorm.
Dort war ein Pärchen aus England, 2 Amerikanerinnen aus Colarado und San Fransisco, Charlie aus Boston und wir 3. 

Wir schliefen nur eine Nacht dort, denn es sollte ja in die Salar de Uyuni gehen, in die Salzwüste. Am nächsten Tag startete unsere 3-Tagestour. Außer uns 3en war noch Charlie, Camille aus der Schweiz und Luzia aus Spanien mit am Start. Sie tat mir etwas  Leid, war sie doch die einzige Ältere in der Gruppe und konnte kaum Englisch, während Charlie in der Highschool wenigstens etwas Spanisch gelernt hat. Unser Fahrer hieß Franco, ein sehr netter Kerl. Außerdem war er zuverlässig. Ein großes Problem der ganzen Tour-Fahrer, der unzähligen Unternehmen, die diese Ausflüge anboten, war Alkohol. Es gab immer mal wieder Unfälle und vor 2 Wochen hat sich auch wieder einer tot gefahren, allerdings ohne Touris.

Es war nach den Wasserfällen in Iguazu wirklich das Beeindruckenste was ich je gesehen habe. Unendliche Weiten, ein weißer Boden und dann.. Nichts. Und trotzdem wunderschön.



Charlie sagte: "Dudes, god shouldn´t turn water into wine. He should make salt to cocaine!" Wir mussten alle übelst feiern, generell immer über diesen Charlie. Astreiner Typ. Der war wie der Klassenkasper in der Schule. Von ihm haben wir die ein oder andere Lebensweisheit erfahren können. Er trank auch jeden Tag seine 3-4 Dosen Bier unabhängig von Tageszeit und Situation. Einmal knurrte uns allen der Magen, so auch Charlie. Er öffnete eine Dose und sagte: "Beer has food-value...but food has no beer-value." Zudem kam noch sein typisch amerikanischer Akzent. :-D Allerdings hatte er auch sehr coole ernste Ansichten vom Leben. Man musste ihn einfach mögen.

Am Abend gab es in einer einfachen Unterkunft ein einfaches Essen, aber trotzdem war es sehr schön oder auch grade deshalb. Danach spielten wir Karten und tranken etwas Wein. Um 23 Uhr lösten wir uns auf, weil nächsten Tag um 6 Uhr der Wecker klingelte und ganz schön durch war. Camille(30) und Joe(25) hatten am nächsten Tag Geburtstag, aber mir war gar nicht nach Feiern zu Mute. Ich hatte den brutalsten Sonnenbrand und war auch so etwas angeschlagen zwecks der Höhe. Immerhin befanden wir uns auf 3.600 Metern. Ich hab die ersten Stunden im Auto immer mal wieder geschlafen zwischen den Haltestellen. Es war zwar alles sehr beeindruckend, aber ich war ganz schön im Arsch. Nach dem Mittagessen, das Franco immer für uns vorbereitete, rauchte ich bei Charlie am Tütchen mit. Das waren auch die einzigen Stunden, wo ich mal keine Kopfschmerzen hatte. Bier hingegen hab ich gleich sein lassen. Ich hatte einmal nen Kater hier oben und das war echt nicht lustig. 
Die Sonne war aber auch tückisch. Ich nahm sie auch kaum wahr, weil es wirklich sehr windig war. 

Wir fuhren durch Wüsten, Berge und Lagunen. Die Landschaft war einzigartig. Samstag früh kam für mich eines der Highlights dieser 3-Tagestour. Baden in einem Geysir. Um 4.30 Uhr klingelte der Wecker, um 5.15 Uhr fuhren wir ab. Wir hielten erst an anderen Geysiren, aus denen Unmengen Dampf qualmte. Pünktlich zum Sonnenaufgang waren wir an einem mit Wasser angekommen. Grund für das zeitige Erscheinen war nicht nur der Sonnenaufgang. Später würden die Bäder so heiß werden, dass man dort nicht mal einen Fuß rein halten kann. Das Bad war wirklich sehr entspannend gewesen, ich hätte den ganzen Tag dort zubringen können. 
Das war dann aber auch schon das Highlight des Tages. Wir waren alle ganz schön durch und die Rückfahrt nach Uyuni betrug immer noch 7 Stunden, da wir bereits an der Grenze zu Chile waren.
Den Rest des Tages chillten wir im Hostel und machten schon mal die Weiterfahrt für den nächsten Tag klar. 8 Stunden Busfahrt sollten uns nach Sucre bringen..

Kleine Anmerkung: Ich hoffe spätestens in Lima wieder vernünftiges Internet zu haben, sodass ich viele Bilder nachtragen kann. So wunderschön Bolivien auch ist - der Internetstandard ist vergleichbar mit dem Unseren vor 15 Jahren. Ein 3 Minuten Video auf Youtube dauert etwa 30 Minuten zu laden, deshalb habe ich auch gar keinen Bock wegen ein paar Bildern Stunden im Internet zu verbringen, was mir sowieso schon sehr an Bedeutung verloren hat.

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