Mittwoch, 6. November 2013

Ich habe mich verliebt - Sucre

Schon vom Bus aus sah ich auf Sucre herab. Eine Stadt wie aus dem Bilderbuch. Ich hatte sofort ein gutes Bauchgefühl, als wir durch die ersten Straßen fuhren. Am Busbahnhof angelangt, schnappten wir uns ein Taxi. Der Taxifahrer war wohl ein sehr Geschichtsinteressierter. Damir unterhielt sich mit ihm über Kroatien und den Balkan, als wir ausstiegen meinte er: "Der kennt sich aber gut aus über meine Heimat für einen Südamerikaner" Die Fahrt kostete insgesamt einen Euro.
Unser Hotel hingegen, ja dieses mal kein Hostel, war schon recht luxuriös. 12 Euro kostete eine Nacht pro Person. Dafür bekamen wir ein 2-stöckiges Apartment mit eigenem Badezimmer. Auch das Frühstück war ein Traum. Frisch gepresster Orangensaft und Ei mit Speck. Das hört sich jetzt alles ein bisschen traumhaft an. Es war jetzt keine Suite oder dergleichen und wenn dies mein aller erster Stop in Südamerika gewesen wäre, hätte ich gesagt: Joah, ganz nett hier. Aber wenn man wochenlanges Zusammenleben mit 4 - 10 Leuten, einer Gemeinschaftsdusche und -klo gewohnt ist, dann ist das hier Luxus pur. Wir freuten uns mit 27 und 31 Jahren wie 2 kleine Kinder kurz vor Heiligabend. Am Abend gingen wir zur Plaza, die nicht weit weg war von unserem Hostel. Generell ist in Sucre alles sehr zentral gelegen. Die Plaza war traumhaft beleuchtet, es war schon dunkel. Es ist eines der schönsten Plätze die ich je gesehen habe. Nicht so groß, wie manche in Buenos Aires, aber sauber und sehr schön. Am letzten Tag in Sucre wurden wir dort sogar unseres Feierabendbieres verwiesen. Naja ist ja auch richtig so, die Schönheit hat halt ihren Preis :-)
Nach dem Plazabesuch gings ins Restaurant. Es war ein sehr edler Schuppen, eine Familienfeier schien auch gerade zu laufen. Dennoch war genug Platz für uns. Damir, der ein sehr guter Esser ist, bestellte ein 500g Schnitzel, während ich eine Art Lasagne nahm, nach bolivischer Art. Dazu noch 2 große Bier und 2 Verdauungscocktails. und wir waren insgesamt 15 Euro ärmer. :-) Bolivien ist einfach unschlagbar, was Preise angeht. Essen, Taxifahren, Feiern, Hostels und Hotels und nicht zuletzt Kokain. Das ist eine der Schattenseiten Boliviens. Ich habe vorher immer gedacht, dass man grade als Touri Probleme hat, an Drogen zu kommen. Aber falsch gedacht, es scheint eine ganze inoffizielle Branche zu geben, die sich ausschließlich um die Gringos kümmert. Aber dazu später mehr, wenn ich den Bericht über La Paz verfasse ;-)

Am nächsten Tag gingen wir in die Stadt und fanden einen Markt. Er ist so groß wie bei uns Kaufland, aber sieht komplett anders aus. Er stellt sich aus verschiedenen Verkaufsständen zusammen. Obstverkäuferin neben Obstverkäuferin reihen sich endlos aneinander. Das gleiche gilt für Fleisch und Wurst, Kosmetikartikel und vieles mehr. Im Innenbereich ist ein offener Hof. Das war für uns wie eine Oase. Dort konnten wir uns aus etwa 50 verschiedenen Früchten 3-4 aussuchen und die netten Frauen mixten uns frische Smoothies. 1L kostet 0,80 Euro. Sorry, dass ich immer den Preis mit dazu schreibe, aber ich komme noch jetzt nicht aus dem Staunen raus, mit wie wenig Geld man hier auskommt. Selbst wenn man in Bolivien richtig auf  die Kacke haut und lebt wie ein König - man wird die 800 Euro-Grenze nicht sprengen können. 100 Bolivianos entsprechen etwa 10 Euro. Das ist auch die höchste Banknote. Es gibt wirklich ernsthafte Wechselgeldprobleme, wenn man mal Geld abheben war und Not gedrungender maßen mit nem Hunni bezahlt. 
Zurück zum Markt: Das eigentliche Highlight befindet sich im Obergeschoss. Dort gibt es eine Mensa, wo sich verschiedene "Comidas", Küchen, aneinander reihen. Nun kann man sich aus etwa 70 verschiedenen Plätzen aussuchen wo man speist. Wir haben viel durch probiert und alles hat sehr lecker geschmeckt. Richtig selbstgemacht, wie bei Oma :-)
Die Preise bewegen sich hier zwischen 30 Cent für eine Suppe und maximal 1,70 für ein fettes Fleischgericht. Ne kühle 600ml Coca Cola kostet 40 Cent.
Die unschlagbaren Essenspreise sind übrigens auch der Grund dafür, weshalb es in Bolivien nicht ein Burger King oder McDonalds zu sehen gibt. Wer will schon nen Plastikburger für 2 bis 3 Euro essen, wenns frische Hausmannskost für 1 Euro gibt. Auch in der Hauptstadt La Paz - nicht eine der besagten Ketten.
Bis auf Essen und Trinken haben wir in Sucre nicht soviel gemacht. Wir sind viel herumgeschlendert. Der Markt hat einfach eine supergemütliche Atmosphäre. Abends haben wir auf Schongang geschalten und im Hostel ein paar Filme geschaut. 
Am zweiten Tag sind wir auf eine Aussichtsplattform gestiegen. Dort gab es Liegen und wir hatten Sonnenschein bis zum abwinken. Der wurde mir allerdings zum Nachteil. Wir verquatschten uns irgendwie 2 Stunden und schon am späten Nachmittag in der Comida merkte ich, wie meine Haut brannte.

Wir entschlossen uns noch einen Tag länger als geplant in Sucre zu bleiben, schon allein wegen der tollen Plaza. Und weil wir uns neben dem Apartment, auch so in jeglicher Hinsicht etwas Luxus zwischendurch leisteten, entschieden wir uns für einen Flug von Sucre nach La Paz. Kostet zwar 10 mal soviel, aber dafür sind wir nur 1,5 Stunden unterwegs statt 16 mit dem Bus.
Ein bisschen Zittern mussten wir noch, weil in der letzten Nacht sehr schlechtes Wetter war. Und bei schlechtem Wetter fliegt nicht eine Airline. Da reicht schon Regen. Aber bis zum heutigen Tag hatten Damir und ich richtig Glück. Tagsüber Sonne pur, sobald wir uns mit Bier und/oder Wein ins Hostel zurückzogen, fing es an zu Gießen. So auch am Tag des Abfluges. Strahlendes Wetter und so flogen wir in die Kokainhochburg nach La Paz.

Das muss reichen für den Sucrebericht, es ist 15.30 Uhr, Champions League beginnt gleich und Internet läuft schon wieder wie in der Steinzeit ;-)

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