Als wir in Copacabana ankamen schien die Sonne vom Feinsten. Wir klapperten verschwitzt ein paar Hostels ab, wie immer, wenn wir irgendwo ankamen. Dann gingen wir den Strand entlang an einem Hotel vorbei, was auf den ersten Blick hin weit außerhalb unserer Preisklasse lag. "Wir können ja mal reingehen und nachfragen." Zum Glück folgten wir unserem Bauchgefühl. Für 10 Euro die Nacht pro Person hatten wir ein Schlafzimmer mit 2 Doppelbetten und eigenem Bad. Das ganze Ding war etwa halb so groß wie meine Wohnung in Cottbus. Mit Balkon mit Blick auf den 20 Meter entfernten Titicacasee. Was auch noch wichtig zu erwähnen ist, es gab Ei zum Frühstück. Und frisches Obst. Hört sich normal an ? Ist es aber nicht. Wenn man ausschließlich in Hostels übernachtet besteht das Frühstück aus Tee, Brötchen und Marmelade. Letztere kann ich nicht mehr sehen und wundere mich noch jetzt, dass ich noch keine Zahnprobleme habe.
Am ersten Tag haben wir gleich mal eine Tour zu Isla de Sol gebucht. Eine Insel auf dem See, etwas 1.5 Stunden mit dem Boot entfernt. Dann erkundigten wir uns zwecks der Weiterfahrt nach Cusco. So lief eigentlich immer der erste Tag ab. Ankommen. Hostel suchen. Das kann manchmal dauern, wenn man nicht gerade mit Kakerlaken, in genutzter Bettwäsche schlafen und immer kalt duschen will. Und ab und zu wird die Suche ja auch belohnt, wie hier in Copacabana. Dann erkundigen wie man von wo und wann für welchen Preis in den nächsten Ort kommt. Als nächstes: Was kann ich im aktuellen Ort alles machen ? Und wenn das alles geklärt ist, dann gehts ins Hostel zurück, die nötigen Sachen packen und ab auf die Suche nach günstigen leckeren Mittagessen. Auch hier hatten wir wieder Schweineglück. Keine Hundert Meter vom Hotel, ja kein Hostel, entfernt waren eine Reihe von Comidas direkt am Strand. Da sollten wir die nächsten Tage fürstlich speisen. Und bezahlen mit einem Euro. Am zweiten Tag gings auch schon auf die Isla de Sol. Es war ein schöner , aber auch harter Ausflug. Wir nahmen zunächst noch wie alle anderen an einer Führung durch den Nordteil der Insel teil. Das dauerte etwa 2.5 Stunden. Die Sonne ballerte wie Sau und wir hatten keine Creme mit. Dann stand es jedem frei mit dem Boot zurück zur Südhälfte zu fahren oder 4 Stunden zu wandern. Wir wanderten. Das härteste war nicht mal die bergige Gegend. Die dünne Luft machte mir irgendwann echt zu schaffen, gepaart mit der prallen Sonne. Man schnappt wirklich nach jedem Windzug, ersticken muss ein schrecklicher Tod sein. Aber irgendwann kamen wir wieder am Hafen an.
Die Aussicht von der Insel auf dem See ist wunderschön, wir machten oft längere Pausen ohne groß miteinander zu reden. Manche Teile sehen aus wie gemalt. Das ist immer die gerechte Entlohnung für mich, wenn man so einen Trip auf sich nimmt.
Auf der Insel hätte ich auch gerne einen Stochastiker getroffen um ihn folgendes zu fragen, der Wahrscheinlichkeit wegen: In Argentinien, in Tilcarra, lernten wir ein französisches Pärchen um die 30 Jahre kennen. Nach etwa 4 Tagen stiegen sie in Tupiza mit in den Höllenbus ein. Das war das zweite Mal, dass wir Sie wieder trafen. In Sucre holten wir gerade unsere Wäsche ab, da kamen Sie ein drittes Mal auf uns zu geschlendert. Als wir in La Paz auf der Suche nach Vigoron waren, einer Art natürliches Potenzmittel, sah ich nur wie eine Frau mit Sonnenbrille auf mich zeigte: "It´s a joke!!" Nummer 4 also in La Paz. Innerhalb von einem Monat trafen wir dieses Pärchen 5 Mal. Nun auf der Isla de Sol. Unser Boot legte gerade an, Damir meinte: "Alter, guck mal wer da auf dem Steg steht !" Ich drehte mich um und die Französin winkte mir schon zu. Unglaublich. Zumal Sucre und La Paz auch keine kleinen Käffer sind.
Am zweiten Tag musste noch ein weiterer Berg erklommen werden. Er lag vor unserer Haustür und sah auch gar nicht so hoch aus. Aber ab der Hälfte gings richtig steil bergauf. So musste ich auf 2 Minuten bergauf, eine Minute Pause machen. Nach einer knappen Stunde war ich oben. Und ich wurde wieder belohnt mit einem wunderschönen Ausblick auf den See und Copacabana selbst. Jetzt rückblickend war das zwar alles gut und schön von der Anstrengung her, aber ein Witz. Dazu mehr im nächsten Tripreport von Machu Picchu.
Am letzten Tag hatten wir noch tagsüber Zeit, unsere Sachen durften wir im Hotel lassen bis Abend unser Bus nach Cusco, Peru, fährt. An dem Tag hatte ich besonderen Bierdurst und ich kaufte mir Unmengen der 0.33l Dosen. Damir hatte zu mir gesagt, dass er nach dem Hardcore-Aufenthalt in La Paz ne Pause brauche. Mal gucken ob ich den Psychologen knacke. Immerhin hatten wir einen Tag zuvor auf der Isla de Sol schon nen Bierchen getrunken, nach 4 Stunden wandern war das aber auch mehr als angemessen.
Ich trank das erste beim Mittagessen. Das Zweite danach, Nummer 3 und 4 folgten bei Barca-Milan. Beim 5ten beim Abendessen verlor ich schon den Glauben und ich dachte: Scheiße der zieht wirklich durch. Dann hatte ich auch keinen Bock mehr. Wir stiegen in Nachtbus nach Cusco. Da der Titicacasee direkt an der Grenze zu Peru liegt, stiegen wir nach nicht mal einer Stunde Fahrt an der Grenze aus. Stempel hier, Stempel da, Reisepass zeigen, Formular ausfüllen. Nach 20 Minuten stiegen wir auf der peruanischen Seite wieder ein. Ich fragte Damir nachdem der Bus startete: "Und Amigo, jetzt ein Bier?" Auf ein Mal fing er an zu lächeln: "Na wie wieviel haste denn noch ?" - "Genau 2 Stück." Es war noch vor 0 Uhr. Baaam, da hatte ich ihn. :-D
Im spanischen heißt Bier "Cerveza". Damir taufte mich irgendwann Mal in "Sir Veza". Nun hatte ich auch meinen Spitznamen weg. Ich nannte ihn immer Balkanjunge oder Cholita. In Anspielung auf die bolivianischen Wrestlerinnen. :-D
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