Dienstag, 10. Dezember 2013

Machu Picchu

Bevor wir nach Cusco kamen, wusste ich ja, dass Machu Picchu eines DER Attraktionen überhaupt in Südamerika sein wird. Nur habe ich mich noch gar nicht so gefühlt. Beziehungsweise, ich war noch dermaßen von Bolivien begeistert, dass ich noch gar nicht bereit für die nächste große Station war. Damir machte mir die Sache dann doch schon etwas leichter. Schon 5 Minuten nach der Grenze, beim ersten Salud! in Peru und der ersten Dose Bier, schwärmte er von diesem Ort. Wir hatten ja beide keine Ahnung. Ich hatte von Peru sowieso keine Erwartungshaltung, das erste auf was ich mich bewusst eingestellt hatte, war Lima. Weil ich Hauptstädte cool finde und so überdimensional groß, dass mir erstmal die Kinnlade runterklappt, wenn ich erste Eindrücke aufsauge. Und erst Recht, wenn ich das Ausmaß dann auch noch begreife. Niemals ganz, dafür bin ich viel zu kurz anwesend, aber ansatzweise reicht schon für einen Cottbuser Jung.
Ja, und Damir, der freute sich zwar schon tierisch, aber er hatte zu diesem Zeitpunkt ausschließlich das Ziel im Auge.  Was das noch für Weg werden würde.. Das war selbst für den Balkanjungen kein Zuckerschlecken.

Erstmal zu Cusco: Paar Hunderttausend Einwohner. Früh um 6 Uhr angekommen, Hostel gesucht, geschlafen. Frühstück um 12 Uhr in der Stadt, danach kostenlose Stadtführung - wie in La Paz. Ging etwa genauso lange und war fast von gleicher Qualität. Nach 2 Stunden endete sie in einer Bar und dort gab es DEN peruainischen Cocktail schlechthin: Pisco Sour. Soweit ich mich erinnern kann wird er so zusammengesetzt: Traubenschnaps (sehr mild, brennt pur nicht unangenehm), etwas Eiweiß, Limettensaft, Zucker(?) und ein paar Bittertropfen auf dem Schaum. Die Krone macht etwa 2/3 des Getränkes aus. Zumindest am Anfang. Ooooh maaaan, sollten wir noch viele davon kippen. Der ist echt lecker.
Nach der Führung buchten wir die Tour für Machu Picchu. War gar nicht so leicht bei einer solchen Touristenattraktion von heut auf morgen was preisgünstiges und dennoch halbwegs solides zu finden. Die Preise gingen von $200 bis $1500 für ein und die selbe Tour. Sicherlich wird sich das eine vom anderen durch Schlafkomfort und Mahlzeiten unterschieden haben, aber trotzdem krass. Wir einigten uns auf eine 4 Tage/3 Nächte - Tour und fanden nach etwa 2 Stunden Suchen etwas für $240. Das war in Ordnung, auch wenn es der bis jetzt größte finanzielle Paukenschlag in Sachen Tag/$ gewesen ist. Aber ich erwähne nochmals, Machu Picchu ist in jedem Südamerika-Reiseführer unter den Top 3 zu finden, daher ist das in Ordnung. Nicht, dass jemand noch ein falsches Bild bekommt. Hier lebt man alle Mal viel günstiger als bei uns.

Am Abend hatten wir Glück. Unser 6-Bettzimmer wurde nur von uns beiden besetzt. Ich wechselte vom obigen Doppelstockbett in das Nachbarbett, stellte den Laptop in die Mitte und schloss die Festplatte an. Vorher noch ne Reispfanne und nen 6er Dosenbier gekauft und der Filmabend konnte beginnen. 
Am nächsten Morgen mussten wir allerdings zeitig raus. Ich glaub es war so zwischen 6 und 7 Uhr. Alles was vor 8 Uhr ist, ist wirklich zeitig und selbst Damir, der mich sonst mit Musik und Gesang und dummen Sprüchen aus dem Bett peitscht, hat da Probleme und bleibt auch noch 10 Minuten länger liegen. Jaja, das harte Leben eines Reisenden. Kurz duschen, Sachen endgültig packen und frühstücken. Dann kam Richard uns abholen, unser Tourguide für die nächsten Tage. Er war etwa 2 Köpfe kleiner, ein Jahr jünger als ich, konnte ganz gut Englisch sprechen und war auch so sehr lustig und korrekt. Im Verlaufe des Trekks sahen wir auch immer wieder andere Gruppen, deren Tourguide auch ein Roboter hätte sein können. Und auch das Englisch war nicht all zu gut.
Ach ja noch ein paar Worte zur Tour, die wir gewählt hatten. Es gab mehrere, von 2 Tagen bis 5 Tagen und den unterschiedlichsten Aktivitäten stand alles zur Auswahl. Wir haben uns für einen Mix entschieden. Tag 1 schreibe ich ja gleich, Tag 2 bestand ausschließlich aus 8 Stunden/22km Wandern/Bergsteigen. Tag 3 nochmal 4 Stunden Wandern und Ziplining. Das ist, wenn man an einem Seil entlang von A nach B fährt. Ein paar sehr gute Freunde oder besser, ein sehr gut befreundetes Paar erinnert sich bestimmt noch an den Kletterwald letzten Sommer ;-) So etwas ist das bloß über paar Meter mehr.
Tag 4 war das große Finale und der Aufstieg zum Machu Picchu.

Am ersten Tag stand als erstes Mountainbiking auf dem Programm. Ach wie unfreundlich, erstmal zu meiner Gruppe. Damir, der kranke Kroate, ist ja klar. Dann waren 2 Mädels aus Schweden, Emily und Johanna, beide 21. Dann Alex, ein Mädel aus USA, auch 21. Und die bislang erste und letzte Südafrikanerin, die ich traf, Claudette, 25 Jahre jung. Edgardo, 31, aus Chile komplettierte unsere Truppe. 

Das Mountainbiking war echt chillig, streckenweise gar einschläfernd, aber nur weil wir wenige Tage vorher in La Paz die Death Road befahren haben. Es ging zwar trotzdem gut bergab, aber Richard bremste uns immer aus. So hatte ich das Gefühl zumindest, aber die Gruppe war auch größer und es waren auch immerhin 4 Mädels am Start, die die Durchschnittsgeschwindigkeit nicht grad in kosmische Höhen stiegen ließen..


Nach etwa 4 Stunden Downhill gab es erstmal Mittag essen. Danach wurden wir in unser Hostel eingewiesen. Das erste, was ich mir im Verlaufe der Zeit angewöhnt habe, ist nach den Duschen zu schauen. Gibt es warmes Wasser ? Aber schon beim Öffnen der "Bad"tür wurde mir klar: Ich bin froh, wenn da überhaupt Wasser rauskommt. Kam es, kalt wie Sau. Ich lasse es meist noch eine Minute laufen. Das dauert manchmal. Aber was will ich auch von einer Dusche erwarten, die sich auf 2m² mit Waschbecken und Klo den Platz teilt ? Im Ernst, zwischen Toilettengang und Dusche hätte ich nicht mal spülen müssen, weil das Wasser direkt ins Klo regnet. Egal. Der Tag war noch nicht zu Ende. Wir hatten nämlich für $20 extra eine Wildwasser-Raftingtour gebucht. Und es waren die besten angelegten $20 in meinem Leben. Das hat echt so viel Spaß gemacht, ich würde es immer und immer wieder machen. Selbst Damir, mit seinen 31 Jahren, Psychologe mit eigener Praxis und Erfahrungen aus vielen anderen Ländern unserer Erde, wurde hier zum Kleinkind.


Am Abend gab es noch ein leckeres Essen, ich wollte eigentlich zeitig ins Bett gehen, aber dann saßen Damir und ich doch wieder mit jeweils einem Liter Bier in der Hand und lernten unseren chilenischen Freund Edgardo besser kennen. Er war sehr ruhig, meditierte viel und praktizierte Kong-Fu. Auf den ersten Blick etwas verschlossen, aber ein sehr korrekter Typ. Durch seine Art zu Leben hat er mir viele interessante Ansichten erzählt, über die ich heute noch nachdenke.

Am zweiten Tag hieß es 6 Uhr aufstehen. Wir standen um 7 auf. Und trotzdem ging alles glatt. Warum soll eine Stunde länger Schlafen auch den ganzen Tag auseinander nehmen ? Das geht doch gar nicht !
Eine schlechte Nachricht gab es jedoch, Johanna konnte nicht Mitwandern. Wie sich später herausstellte, hatte Sie sich einen Parasiten eingefangen. Woher auch immer.
Irgendwann ging es dann los. 22 Kilometer trennten uns zwischen Frühstücks- und Abendbrotteller. Die erste Stunde war recht easy. Das Gepäck auf dem Rücken war noch leicht. Die Luft war noch nicht dünn. Es gab keine Stufen. Ich erwischte mich sogar bei Gedankengängen mit einem Touch von Spott: " Tzzee, ich bin schon Greifenhain nach Ressen heme gelaufen.." Nur leider vergaß ich, dass diese Strecke nur 2 Kilometer war, ich ein Promille im Blut hatte und Joint-rauchend ohne Gepäck nach Hause ging. Auch die zweite Stunde war noch ganz okay. Dann die erste Rast. Und dann nur nach bergauf. Und der Steigungswinkel war locker im zweistelligen Bereich. Ich war zwar nicht beim Bund, bin mir aber ziemlich sicher die Grundausbildung in nur ein paar Stunden absolviert zu haben. Es war nicht nur die Steigung und das Gepäck auf dem Rücken. Es war vor allem die Luft, die immer dünner wurde. Der nicht vorhandene Sauerstoff machte sich in den Gliedern bemerkbar. Oder besser gesagt, eben nicht. Wenn ich mal als letztes Glied gelaufen bin und etwas verschnaufen musste, dachte ich: Verdammt, die hole ich doch nicht mehr ein. In solchen Momenten gibt es nur eins, um sich selbst zu schützen: Nicht Denken. Einfach Machen. Und wenn Denken, dann nur von Schritt zu Schritt. Ab und an belohnten wir uns mit mega geilen Aussichten selber. Aber umso höher das ging, desto wenige kickte das.




Irgendwann kamen wir am legendären Inka-Trail an. Er war mit 12 Kilometern Länge ein gutes Teilstück unserer Strecke. Um ihn komplett zu Wandern, muss man sich Monate vorher anmelden. Ich fragte mich zwischenzeitlich wirklich: "Warum tuen sich Menschen, einschließlich mir, so eine Scheiße überhaupt an ?" Nicht nur wegen der Höhe, der "Weg" war manchmal auch ganz schön krass.



Ich hatte nur einen winzigen Gedanken, der mich die letzten 2 bis 3 Stunden motivierte. Zum Abschluss des Tages stand noch ein Hot-Spring auf dem Programm. Das ist ein natürliches Thermalbad, ganz von Mutter Natur.
Die letzte Stunde wurde es wieder geradlinig. Es gab zwar keinen Pfad mehr und wir wanderten nur noch über Geröll und Felsen, aber das zumindest an einem Fluss entlang. So belohnten wir uns wieder selber mit ein paar schönen Naturschauspielen.
Irgendwann am späten Nachmittag kamen wir an. Das Bad war wirklich sehr entspannend. Es war zudem so surreal. Wir waren bereits auf Höhe der ersten Wolken, überall waren Berge und ich badete in Wasser auf Körpertemperatur. Und dann nach dieser Tour. Welch eine Entspannung !




Nach 3 Stunden Baden fuhren wir per Taxi ins Hostel. Uns stand frei nochmal eine Stunde komplett bergauf zu Wandern oder das Taxi für 1.50 Euro zu nehmen. Wir alle wählten die Pussyvariante und 10 Minuten später waren wir im Hostel.
Damir und ich holten uns Bier und tranken erstmal eins vorm Hostel und schauten dem Treiben auf der Straße zu. Oder besser dem Regen. Es schüttete wie aus Eimern. Ich war total platt. Etwas später ging es zum Abendessen. Normalerweise übernehme ich den Part andere zum Feiern zu bewegen, so auch bei Damir und mir, an diesem Abend wollte ich nur noch schlafen. Leider liest mich Damir in solchen Situationen wie ein offenes Buch und lässt seinen kroatischen Charme spielen, den er selten einsetzt, der aber vielleicht gerade dadurch immer zieht.
"In meinem Land ist das eine Beleidigung etwas abzulehnen." - "Komm schon, so jung kommen wir nie wieder zusammen !" Solche Schinken kann ich mir immer reinpfeifen und spätestens bei: "Alter, weißt du was? Du bist ne richtige Kartoffel !" da hat er mich.
Es kam wieder eins ins andere. Richard bestellte noch für jeden einen Tequila und weil die Mädels nicht wollten, nicht mal Edgardo, tranken wir alles aus. Dann bestellte Damir Pisco Sour, weil Happy Hour war. Hier kriegt man nicht nur 2 sondern 3 Drinks. Sauber. Und zu guter Letzt erzählte Richard uns noch, dass es 2 Discos gab. Und weil es ja nicht reicht 8 Stunden zu Wandern, muss man sich natürlich noch die Kante geben. Und weil es 2 Discos gab, muss man auch beide besuchen. Bei der Zweiten, war ich eigentlich nur noch auf der Suche nach Kokain für den nächsten Morgen. Ich war körperlich total im Eimer und fragte mich, wie ich die nächsten beiden Tage überstehen würde. Aber ich ging leer aus, schließlich war das ein kleiner Bergort und ich staune, dass da überhaupt was los war unter der Woche. Aber trotzdem war der Ort so groß um einen vollen René fast eine Stunde rumirren zu lassen. 

Am nächsten Morgen hieß es aufstehen um 7 Uhr. An diesem Morgen fühlte ich mich nicht gerade fit, aber ich konnte mir die Zahnbürste in den Mund stecken ohne zu kotzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Partygängern. :-)
Zum Glück stand Ziplinig als Erstes auf dem Programm. Das ist nichts anderes, als an einem Seil gesichert über Schluchten zu gleiten. Aber ich will das auch nicht runterreden. Es hat sehr viel Spaß gemacht.



Nach dem Ziplinen, gings nochmal über eine Hängebrücke. Ich machte den fehler und ging vor Damir voran. Fehler, weil ich nach keinen 10 Metern merkte wie die ganze Brücke ins Wanken geriet. Und das lag an dem verrückten Kroaten, der nach mir die Brücke betrat. Wir waren zwar gesichert, aber ich hatte keine Lust in der Luft zwischen den Sprossen zu baumeln. Damir allerding schien es vollkommen egal zu sein. Ich drehte mich um und er schwankte von links nach rechts und konnte sich selbst kaum halten. In diesen Momenten fragte ich mich immer: Und der ist Psychologe, hat seine eigene Praxis und therapiert andere Menschen ?? :-D 
Ist natürlich nur spaßig gemeint. Er hat schon sehr viel im Kopf und wenn er mir ab und an ne Geschichte aus seinem Beruf erzählt ist es sehr interessant.

Nach dem Mittagessen ging es noch mal 4 Stunden Wandern. Zum Glück nur eine Stunde bergauf. Auf dem Trek unterhielt ich mich viel mit Edgardo. Er interessiert sich viel für die asiatische Kultur und erzählte mir coole Sachen und Lebensweisheiten aus Büchern der Mönche, die er bereits las. Die Landschaft war auch wunderschön. Einen Großteil der Strecke liefen wir eine Eisenbahnschiene entlang. Auf der einen Seite war höchstens ein Meter Platz und dann kam eine mehrere hundertmeterhohe Felswand. Auf der anderen Seite ging es nach ebenfalls nur einem, höchstens zwei, Metern in die Tiefe und ein Fluss rauschte an uns vorbei. Edgardo meinte, ich solle mal nur auf die Naturgeräusche hören und achten. Erstens sei das wunderschön und zweitens verlagert man seine Aufmerksamkeit von dem Gedanken weg, wie anstrengend das doch grad alles sei. Und er behielt Recht. Es dauerte ein wenig, aber irgendwann konzentrierte ich mich nur noch auf den Fluss. Und ehe ich mich versah, waren wir schon bei der nächsten Rast und anderthalb Stunden näher am Ziel.

Der "Ort", an dem wir nächtigten, bestand wirklich nur aus Hostels und Restaurants. Es war halt der Zwischenstop zum Machu Picchu. Der Eingang zum Gelände lag nur eine halbe Stunde entfernt. Am Abend gingen wir nochmal schick essen und Richard gab uns ein paar Lunchpakete für den nächsten Morgen mit. Um 22 Uhr ging ich ins Bett, da um 4 Uhr schon wieder der Wecker klingelte...
Es war noch dunkel, als wir aufstanden. Ich lag gut in der Zeit, während Edgardo und Damir noch packten. Ich ging die Treppen runter und raus vor die Tür. Sehr gut, soweit ich es erkennen konnte, keine Wolke am Himmel. Es hatte am Abend vorher noch angefangen richtig zu Regnen. Ich wollte an diesem Tag auf jedem Fall gutes Wetter haben und dien Aussicht genießen können. 
Um 4.30 Uhr starteten wir und um 5 waren wir am Fuße des Machu Picchu Parkes. Etwas mehr als 1700 Stufen führten uns nach oben. Das hört sich nicht sonderlich viel an, aber es war das bislang Härteste, was ich je in meinem Leben gemacht habe. Bis 1000 zählte ich noch mit. Danach war es einfach demotivierend. Man ging etwa 20-30 Stufen hoch. Dann kam ein kurzer Absatz und es ging wieder ein paar Stufen hoch. Wie im Treppenhaus. Die Luft wurde wieder sau dünn, ich hatte kaum etwas gegessen. Dafür war mein Wasser schon fast leer. Ich machte nach vielleicht 1200 Stufen wirklich auf jedem Absatz eine Pause. Es ging nichts mehr. Irgendwann sah ich Claudette. Ich lief den Rest mit ihr oder besser hinter ihr. Das hört sich sicherlich komisch an, aber ich musste mich die ganze Zeit auf ihren Arsch konzentrieren und mir sexuelle Phantasien einbilden, sofern die Konzentration noch mitmachte. Anders konnte ich mich nicht mehr ablenken vom Schmerz und dem Gedanken aufzugeben. Da half auch das Lauschen auf die Natur auch nicht mehr weiter. Das Lustige war, auf dem allerletzten Absatz machten wir eine längere Pause von etwa 2 Minuten. Wir wussten nicht, dass wir nur noch etwa 20 Stufen vom Ziel entfernt waren. Die Steigung war so krass, dass man das nicht einblicken konnte. Und es kommt ja auch keiner zurück und sagt: "Hej, noch ein paar Stufen, ihr habts gleich geschafft !" Das war ja wirklich jeder total durch und mit sich selbst beschäftigt. Nach einer knappen Stunde waren wir also da. 
Vor den Eingangstoren auf das eigentliche Gelände standen früh um 6 Uhr bereits etwa 300 Menschen. Die meisten sind mit Bussen hochgefahren und genau da war ich dann richtig selbstzufrieden mit mir. Es ist auf jeden Fall ein anderes Gefühl und eine andere Wahrnehmung, wenn man solche Aktionen mit Schmerz und Schweiß meistert und nicht die Pussy-Variante nimmt.
Nach einer halben Stunde warten gings auch schon auf das Gelände. Damir und ich lösten uns von der Gruppe und gingen selbst auf Erkundungstour. Wir hatten keinen Bock uns die ganzen Fakten und das Geschichtliche rein zuziehen. Nicht nach dieser Tortur. Und außerdem würde in 3, spätestens 4 Stunden hier die Hölle los sein.





Wir hatten richtig viel Glück mit dem Wetter. Klare Sicht und als ich tagsüber Oberkörper frei rumballerte, holte ich mir einen dicken fetten Sonnenbrand. Schon den 4ten auf der ganzen Tour. Irgendwie lerne ich nicht daraus. Und richtig braun werde ich auch nicht. Aber egal.
Nach 2 Stunden haben wir einen guten Teil gesehen und die Aussicht genossen. Für 10 Dollar extra konnte man noch auf dem Waynu Picchu. Das ist quasi der große Bruder, der Berg im Hintergrund. Das war auch nochmal eine Tortur. 45 Minuten bergauf. Danach war ich wirklich am Ende und verbrachten locker 2 Stunden auf dem höchsten Punkt des Geländes. Die Aussicht war der Hammer und die Sonne kam heraus. In der Schlange vorm Wayni Picchu war eine Tschechin, die mittlerweile in Kanada lebt. Sie ist 73 Jahre alt und hat diesen Aufstieg echt bis zum Ende durchgezogen. Auch im Kopf war sie sehr fit und als wir ins Gespräch kamen, kam heraus, dass sie schon 3 Wochen später einen ihrer Söhne in Thailand besuchen wird. Danach wollte sie noch ein paar Wochen durch Laos und Kambodscha reisen. Alleine. Echt krasse Person, auch mal von der älteren Generation. 

Irgendwann um 16 Uhr begannen wir den Abstieg. Am Ausgang hörte ich meinen Namen und Edgardo stand nur wenige Meter hinter uns. Das passte ja. Wir kauften uns noch ein paar Sandwiches und eine Stunde später waren wir wieder im Ort, in dem wir nächtigten. Leider hatte unser Zug Verspätung und wir saßen noch 3 Stunden auf dem Bahnhof fest. Dort lernten wir 3 Schwedinnen kennen. Damir flirtete mit einer, ich holte mir einen Sixpack Bier zum Zeitvertreib. Als wir gegen Mitternacht Cusco und unser Hostel erreichten, fiel ich sofort ins Bett..

Samstag, 16. November 2013

Zwischenfazit

Da ich mittlerweile wieder gut im Rennen liege mit dem Berichten, schreibe ich mal ein Zwischenfazit. Nichts Besonderes, ich hätte den Post auch "Bla bla" nennen können oder "Was mir gerade durch den Kopf geht".

Ich bin nun 2 Monate in Südamerika unterwegs. Ich habe den Nordteil Argentiniens, sowie Teile von Bolivien gesehen. Jetzt bin ich in Lima, in der Hauptstadt von Peru.

Ich hatte anfangs wirklich Schwierigkeiten mich einzufügen. Nicht nur in die Kulturen und Sprache (die ich jetzt auch noch nicht gut beherrsche). Auch in den Reisalltag. Und Heimweh hatte ich wie Sau. Aber ich denke, dass das normal ist. Auf jeden Fall ist mir jetzt bewusst geworden, was den entscheidenden Unterschied zu einem 2-wöchigen Pauschalurlaub ausmacht. Nicht nur das Geld, das man verhältnismäßig wenig und gefühlt gar nicht ausgibt. Sondern vor allem das Lebensgefühl.  Erst nach 4 oder 5 Wochen änderte sich meine innere Haltung zu den Geschehnissen um mich herum. Also dann, wenn ein Normalurlauber lange wieder im Arbeitsalltag fest steckt. Ich fing an mich einfach Treiben zu lassen und zu akzeptieren. Sachen die passieren, passieren halt und das ist auch nicht schlimm. Das hat absolut nichts damit zu tuen, dass man gleichgültig wird. Ganz im Gegenteil. Man denkt viel mehr über bestimmte (wichtige) Sachen intensiv nach, weil man einfach die Zeit dafür hat und von nichts abgelenkt wird. Aber was ich nicht ändern kann, davon lasse ich mich nicht stressen. Ich weiß, dass sich das komisch anhört, und besser kann ich es auch nicht beschreiben, aber: Ich hab mich irgendwie mit meiner Vergangenheit ausgesöhnt und bin mit mir selbst im Reinen.

Die Filme (Erwartungshaltungen) im Kopf verschwinden. "Wenn ich das mache, dann passiert bestimmt Das und Das.." Dadurch verstärkt sich das Gefühl aus dem Bauch heraus, instinktiv richtige Entscheidungen zu treffen. Obwohl richtig nicht das richtige Wort ist. Es gibt immer noch eine zweite und dritte und vierte und fünfte zufriedenstellende Alternative. Mindestens. 
Es ist mir, zumindest hier, kaum möglich an Gestern und Morgen zu Denken. Ich lebe oft im Hier und Jetzt und das ist ein unbeschreiblich befreiendes Gefühl. An manchen Tagen, geht es rund um die Uhr so. Und trotzdem vergesse ich nicht zu Essen oder zu Schlafen oder Duschen zu gehen. Ich mache Sachen eher bewusster, als im Vergleich zu vor der Reise. Das kann ich in Kleinigkeiten des Alltags wiedererkennen. 

Ein Taschentuch ist nicht mehr nur ein Taschentuch. Wenn ich mal Schnupfen habe, und das kann im Hochland oft vorkommen, dann muss ich mit meinem Hab und Gut etwas sorgsamer umgehen. Nicht gleich in die Mitte rotzen, sondern schön jede Zeellstoffpore voll ausnutzen. Zur Not das Taschentuch Lufttrocknen, um es noch einmal benutzen zu können. Taschentücher sind hier unten in manchen Gegenden schwer zu bekommen, deshalb liest sich dieses Beispiel nur auf den ersten Blick absurd. In manchen Restaurants und Imbissbuden stehen deshalb Klopapierrollen auf dem Tisch, weil es keine Servietten gibt.
Da sind wir auch schon beim nächsten Thema. Klopapier darf in 9 von 10 Toiletten auf keinen Fall ins Klo getan werden, sondern wie Tampons in den Eimer daneben. Fragt nicht, wie viele Klos ich (gerade am Anfang) schon verstopft habe. :-)
Wäsche ist auch gutes Beispiel. Wenn man nicht dauernd seinen Rucksack neu umpacken will oder alle 3 Tage die Möglichkeit hat seine Sachen zu reinigen, sollte man auch da den Dreh für sich selber raus bekommen. Zum Beispiel spare ich mir schon wieder einmal mehr Wäsche, wenn ich auf langen Busfahrten keine frischen Klamotten anziehe. Danach ist man eh etwas verschwitzt und da kann ich mir die frische Schlüpper auch für die Disco sparen.
Wenn es sehr warm ist, so 28 Grad aufwärts, renne ich meist nur noch mit Badehose herum. Die kann ich zur Not auch unter Dusche noch waschen.
Noch ein Rat für alle die auch mal einen längeren Trip planen, wo wir doch beim Thema Wäsche sind: Plan dir soviel Wäsche ein, wie Du denkst zu brauchen. Wenn Du damit fertig bist, nimmst du die Hälfte weg. Das reicht völlig zu. Auch hier unten gibt es coole Shirts und Hemden, Socken, Mützen... Alles was das Herz begehrt. Und auch ich kann da nicht endlos dran vorbeilaufen, wenn man dann noch die Preise sieht. Ende der Fahnenstange: Ich schleppe viel Unnützes mit mir herum und habe auch schon Vieles einfach in Hostelzimmern gelassen und verschenkt.
Es gibt eigentlich nur ein paar Gegenstände, die ich wirklich ausnahmslos jeden Tag brauche. Das sind zum Einen Sonnencreme und -brille. Kamera, Handtuch, Kugelschreiber. Mehr fällt mir jetzt auch nach 2 Minuten Inne halten nicht ein. Sowas wie Taschenmesser und Kompass können sicherlich mal hilfreich sein, aber bis jetzt habe ich das nicht wirklich gebraucht. Wie gesagt, es gibt immer noch eine Hand voll anderer Möglichkeiten, um ein Problem zu lösen. Dann lieber noch ein Löffel aus dem nächsten Hostel zocken und immer am Start haben, um einen Joghurt auch mit etwas Würde essen zu können ;-) 


Was mir auch sehr gut an mir selber gefällt ist, dass ich Sachen jetzt liebe, die mir noch vor meiner Reise oder zu Beginn Angst bereitet haben. Ernsthaft. 
Ich liebe es früh morgens aufzustehen ohne zu wissen, wo ich abends ins Bett steigen werde. 
Ich bin total durch von der letzten Busfahrt und will eigentlich nur noch meine Ruhe. Es ist 22 Uhr. Ooops, ganz vergessen ein Hostel zu Buchen. Also auf die Suche, fertig, und los !
Ich werde sicherlich ausgeraubt oder entführt werden. - So ein Unsinn. In Ländern wie Peru oder Bolivien ist man 2 Köpfe größer als der Durchschnittsmann und das monatliche Einkommen liegt so knapp über 0, dass sich "bewaffnete Gangs" vielleicht nen 10er Pack Plastikmesser leisten können. Da passe ich eher vor Dieben auf, die man gar nicht erst wahrnimmt und ihr Handwerk still und heimlich durchziehen. 
Am Anfang war mir immer etwas komisch, wenn ich in Dorms (Mehrbettzimmer) übernachtet habe. Heute liebe ich es mit 7 oder 9 völlig Fremden Menschen in einem Raum zu schlafen. Klar, manchmal kann das auch etwas nervig sein. Zum Beispiel, wenn man selber erst Abend ankommt und am nächsten Morgen um 5 Uhr rum geraschelt wird, weil die nächsten schon wieder los müssen. Oder, wenn man richtige Säufer und Koksnasen im Raum hat. Aber das ist sehr selten der Fall, dass man nicht Schlafen kann und man darf nie vergessen, dass man auch manchmal der Letzte ist der von Party kommt und demzufolge etwas lauter ist. ;-) Außerdem überwiegen bis jetzt immer die positiven Erfahrungen, nämlich das, was man von den Menschen in Form ihrer Lebensgeschichte und ihren Ansichten zurück bekommt.
Auch um Mal meine Bedenken, bezüglich Dorm, des Diebstahls wegen, aus dem Weg zu räumen: Wer auch nicht die Zeugen Jehovas zu sich herein bittet und andere dubiose Personen erkennen kann, der weiß auch, wann er seine Wertsachen doch lieber sicher verschließt. (Gibt fast immer Möglichkeiten). Ansonsten verschließe ich immer nur mein Reisepass, etwas Bargeld und die Geldkarten. Das, was ich halt auf keinen Fall verlieren sollte. Ich habe aber auch ab und an mal vergessen etwas zu verschließen und Potte wie Geldbündel lagen offensichtlich auf meinem Bett herum - es hat noch nie etwas gefehlt. Auch bei anderen Reisenden sehe ich Laptops, iPhones und Tablets besitzerlos herumliegen und an der Ladestation. Man muss es natürlich nicht übertreiben und all sein Hab und Gut immer und überall Preisgeben, aber ich behaupte mal in 99% der Fälle passiert nichts. Das liegt zum einen daran, dass alle, die sich in dem Raum befinden das gleiche Ziel haben: Reisen und einen klitzekleinen neuen Teil Erde sehen. Da kommt man gar nicht auf die Idee zu klauen, sondern tauscht sich über Dies und Jenes aus, was man sich auf jeden Fall mal jn der Gegend angucken sollte. Danach geht man zusammen ein paar Bier kippen, eine Tüte rauchen oder spielt Karten, was weiß ich.. Zum anderen liegt das auch daran, dass wir Deutsche sind. Und unser angelerntes Sicherheitsdenken ist im Vergleich zu anderen Völkern wirklich unbeschreiblich groß. Eltern und Lehrer, Autoritäten, welcher Art aúch immer, haben ganze Arbeit geleistet. Und das sorgt halt für diesen überdimensional großen Stock in unserem Arsch, durch den wir uns erst überhaupt solche absurden Fragen stellen, wer uns wann beklauen könnte und wann der nächste Straßenjunge uns seine Knarre in den Mund steckt.


Der einzig negative Aspekt des Reisens für mich persönlich ist, den ganzen lieben und wundervollen Leuten, denen man begegnet, gefühlt nur "Hallo und Tschüß" zu sagen. 3 Tage oder 1 Woche, das geht sooo schnell rum. Umso korrekter die Menschen, desto schneller vergeht die Zeit.

Ob ihrs glaubt oder nicht. Die nervigsten Erfahrungen habe ich wirklich mit anderen Deutschen gemacht. Das geht sogar soweit, dass ich manchmal das Weite suche oder Gespräche meide, wenn ich schon Deutsch höre. Da wäre zum einen Stuttgart-Steffi, die sich in La Paz von einem der Australier dauernd durchnudeln lassen hat, ohne zu merken, dass Sie immer das 5te Rad am Wagen war. Sie war auf der Suche nach endloser Aufmerksamkeit und ging uns irgendwann auf den Sack. 
Wuppertal-Thomas war auch nicht schlecht. Er reiste grad mal 4 Wochen und als ich ihn auf Deutsch anredete, sprach er mit Akzent und meinte ernsthaft, er habe seine Fähigkeit Deutsch zu sprechen verloren. Nach 4 Wochen Spanglisch.. Thomas, ich bitte Dich.
Die beste war eine Anfang 20-Jährige, deren Namen ich mir gar nicht erst gemerkt habe. Sie wollte einen Affen fotografieren, der angebunden war. Die Hausfrau meinte noch: "Passt auf Sonnenbrille und Kamera auf, der klaut gerne mal." Für Facebook musste es natürlich wieder DAS Foto sein. Und schon hatte der Affe die Kamera. Irgendwann gab er Sie wieder frei. Keine 2 Minuten später, gleiches Mädel. Foto hier, Foto da und diesmal ging der Affe ihr direkt an die Haare -  und lies nicht mehr los. Ich musste übelst feiern. Die Hausfrau ging dazwischen, aber wir Deutschen sind ja hartnäckig. Ein weiterer Fotosessionversuch erfolgte. Diesmal zog ihr das Äffchen den Slip lang. Richtig schön durch die Kimme. Danach verpisste ich mich.

Am meisten treffe ich hier unten Australier, Amerikaner und Schweizer. Halt die, die viel Geld haben. Dann kommen schon wir Deutschen. Und halten uns mit Engländern, Kanadiern und Schweden zu gleichen Anteilen hier auf.

Australier unterscheiden sich meiner Meinung nach von allen anderen Nationen dadurch, dass sie eine sehr sorglose Art und Weise an sich haben. Das kann gut und schlecht zu gleich sein. Am besten und interessantesten finde ich immer noch die Südamerikaner, die ihren eigenen Kontinent bereisen. Allerdings können die meist kaum Englisch und ich kaum Spanisch. Aber vielleicht macht es das ja auch aus. 

Kolumbianer. Sie sind mit Abstand die offensten und wärmsten von allen. Ich habe zwar erst 4 Kolumbianer und eine Kolumbianerin getroffen, aber mit allen bin super gut zurecht gekommen und es war mir manchmal schon unangenehm wie freundlich und herzlich sie sind. Am 11. Dezember werde ich ein zweites mal den Flieger besteigen und von Quito in Ecuador an die kolumbianische Karibikküste nach Cartagena fliegen. So hoch wie meine Erwartungen jetzt schon sind, können sie eigentlich nur noch enttäuscht werden.. Aber ich habe trotzdem ein sehr gutes Bauchgefühl und freue mich schon riesig auf Kolumbien und seine Landsleute ! :-D

Und eine Sache, die mir auch recht zeitig bei allen Südamerikanern aufgefallen ist:

Wir in Deutschland werden etwa so erzogen: Wenn jemand Fremdes auf Dich zu kommt und dann auch noch nett und gut zu Dir ist, sei misstrauisch und passe gut auf ! Der kann doch nie und nimmer einfach so freundlich sein, ohne etwas von Dir zu wollen.. Also Vorsicht !
In Südamerika ticken die Menschen etwas anders: Sei zu alles und jedem freundlich und aufgeschlossen BIS er Dir das Gegenteil beweist. Dann kannst Du immer noch misstrauisch sein. 

Das äußert sich auch wieder in vielen alltäglichen Situationen. Zum Beispiel das Warten auf dem Bus oder die U-Bahn. Sagen wir mal 5 Leute warten 5 Minuten lang. In Deutschland würde einer Mucke im Ohr haben, 2 würden auf dem iPhone Tagträumen und ihre Umwelt gar nicht erst wahrnehmen, und 2 würden mit dem Gesicht nach vorne/unten warten. Schön die Anonymität wahren und bloß nicht fragen, wie es denn dem Anderen so gehe, was er so mache oder wohin er einfach nur will. So läuft das aber hier mit den 5 Menschen ab. Deshalb ist hier auch keiner gestresst wenn der Bus mal nicht kommt und man halt noch mal ne Viertelstunde wartet. Aber 5 Südamerikaner würden sich definitiv niemals mehr als 1 Minute anschweigen. Nicht, wenn sie nicht taubstumm sind oder alle deutsche Pflegeeltern hatten. Sonst ist das unmöglich. 

Das finde ich sehr bewundernswert an Südamerika. Natürlich sollte man sich an gewisse Regeln halten und auch nicht Jedem blind Vertrauen. Dies gilt insbesondere für Hauptstädte. Es gibt viele Trickbetrüger, die labern und labern und machen einem schöne Augen und markieren den netten Mann und schon ist man seine Kamera los, ohne den Handgriff überhaupt gemerkt zu haben. Ich wurde erst heute auch wieder angesprochen, aber wenn man in Landesspache sagt, dass man sie nicht kann und auch kein Englisch, dann ist man sie sofort los. Oder gar nicht erst angucken und total ignorieren. Die rächen sich schon nicht, sondern suchen sich direkt das nächste potenzielle Opfer. Aber paranoid muss man auch nicht werden, viele wollen wirklich einfach nur wissen, wo man her kommt und was man hier macht.
Außerdem sollte man nicht gerade sein Geld in der Stadtlinie zählen oder in den dunkelsten Gassen besoffen und alleine herumkriechen. Aber wer auch in Deutschland soviel Grips hat und nicht gerade am 1. Mai in Kreuzberg nen Familienspaziergang plant, der sollte hier keine Probleme haben und sehr sehr nette Menschen kennen lernen.

Ein sehr besonderer Mensch, den ich auf meiner Reise kennen gelernt habe, ist Damir. Ich habe ihn schon ab und an mal erwähnt. Wir sind seit dem 13. Oktober von Salta, Nordargentinien, aus unterwegs gewesen. Wir haben die Berg- und Kakteenlandschaften von Tilcarra und Humahuaca gesehen. Wir waren 3 Tage in der Salzwüste von Uyuni. Wir aßen, feierten und tranken in Sucre und La Paz. Dort überlebten wir auch die Death Road. In Copacabana am Titicacasee hatten wir auch eine sehr schöne Zeit voller Sonne. Die Machu Picchu - Tour werde ich auch niemals vergessen. Darf ich auch nicht, weil meine Fotos davon leider im Arsch sind. Wir waren in Cusco und nun in Lima, wo wir einen krassen Abend im Casino hatten. So etwas schweißt sehr zusammen..
Heute Morgen trennten sich unsere Wege leider. Er ist nun für 2 Wochen in Buenos Aires, weil er Besuch bekommt, während ich weiter nach Norden reise.. Ich hätte vor meiner Reise niemals, nicht mal im Traum, daran gedacht, dass ich jemanden kennen lerne, den ich wirklich als einen sehr guten Freund betiteln würde. Obwohl ich nach nur 4 Stunden Schlaf und einer kurzen Verabschiedung weiter hätte schlafen können, schossen mir viele Erinnerungen des letzten Monats durch den Kopf. Ich konnte erst eine Stunde und ein paar Tränen später wieder Einschlafen. Danke für Alles, ich hoffe wir sehen uns nochmal In Ecuador wieder..


Hach, hat das mal Spaß gemacht, sich nicht stur erinnern zu müssen für einen Bericht, sondern einfach los zu tippen. Normalerweise liegen zwischen aktuellen Moment und aktuellem Bericht immer ein oder zwei Stationen. Dann muss ich mir erst mal wieder alle Bilder anschauen und gucken, dass ich wenigstens die schönsten und wichtigsten Gedanken wieder herstellen kann. Mit den Bildern, hat das hier wirklich keinen Sinn. Sorry Leute, ich kotze selber ab. Dennoch hab ich immer meine Liste von Bildern parat, die ich Hochladen will, damit ich bei Gelegenheit nicht auch noch Sortieren muss. Bis bald meine Freunde ! ;-)

Mittwoch, 13. November 2013

Chillen am Titicacasee

Als wir in Copacabana ankamen schien die Sonne vom Feinsten. Wir klapperten verschwitzt ein paar Hostels ab, wie immer, wenn wir irgendwo ankamen. Dann gingen wir den Strand entlang an einem Hotel vorbei, was auf den ersten Blick hin weit außerhalb unserer Preisklasse lag. "Wir können ja mal reingehen und nachfragen." Zum Glück folgten wir unserem Bauchgefühl. Für 10 Euro die Nacht pro Person hatten wir ein Schlafzimmer mit 2 Doppelbetten und eigenem Bad. Das ganze Ding war etwa halb so groß wie meine Wohnung in Cottbus. Mit Balkon mit Blick auf den 20 Meter entfernten Titicacasee. Was auch noch wichtig zu erwähnen ist, es gab Ei zum Frühstück. Und frisches Obst. Hört sich normal an ? Ist es aber nicht. Wenn man ausschließlich in Hostels übernachtet besteht das Frühstück aus Tee, Brötchen und Marmelade. Letztere kann ich nicht mehr sehen und wundere mich noch jetzt, dass ich noch keine Zahnprobleme habe.

Am ersten Tag haben wir gleich mal eine Tour zu Isla de Sol gebucht. Eine Insel auf dem See, etwas 1.5 Stunden mit dem Boot entfernt. Dann erkundigten wir uns zwecks der Weiterfahrt nach Cusco. So lief eigentlich immer der erste Tag ab. Ankommen. Hostel suchen. Das kann manchmal dauern, wenn man nicht gerade mit Kakerlaken, in genutzter Bettwäsche schlafen und immer kalt duschen will. Und ab und zu wird die Suche ja auch belohnt, wie hier in Copacabana. Dann erkundigen wie man von wo und wann für welchen Preis in den nächsten Ort kommt. Als nächstes: Was kann ich im aktuellen Ort alles machen ? Und wenn das alles geklärt ist, dann gehts ins Hostel zurück, die nötigen Sachen packen und ab auf die Suche nach günstigen leckeren Mittagessen. Auch hier hatten wir wieder Schweineglück. Keine Hundert Meter vom Hotel, ja kein Hostel, entfernt waren eine Reihe von Comidas direkt am Strand. Da sollten wir die nächsten Tage fürstlich speisen. Und bezahlen mit einem Euro. Am zweiten Tag gings auch schon auf die Isla de Sol. Es war ein schöner , aber auch harter Ausflug. Wir nahmen zunächst noch wie alle anderen an einer Führung durch den Nordteil der Insel teil. Das dauerte etwa 2.5 Stunden. Die Sonne ballerte wie Sau und wir hatten keine Creme mit. Dann stand es jedem frei mit dem Boot zurück zur Südhälfte zu fahren oder 4 Stunden zu wandern. Wir wanderten. Das härteste war nicht mal die bergige Gegend. Die dünne Luft machte mir irgendwann echt zu schaffen, gepaart mit der prallen Sonne. Man schnappt wirklich nach jedem Windzug, ersticken muss ein schrecklicher Tod sein. Aber irgendwann kamen wir wieder am Hafen an.
Die Aussicht von der Insel auf dem See ist wunderschön, wir machten oft längere Pausen ohne groß miteinander zu reden. Manche Teile sehen aus wie gemalt. Das ist immer die gerechte Entlohnung für mich, wenn man so einen Trip auf sich nimmt. 
Auf der Insel hätte ich auch gerne einen Stochastiker getroffen um ihn folgendes zu fragen, der Wahrscheinlichkeit wegen: In Argentinien, in Tilcarra, lernten wir ein französisches Pärchen um die 30 Jahre kennen. Nach etwa 4 Tagen stiegen sie in Tupiza mit in den Höllenbus ein. Das war das zweite Mal, dass wir Sie wieder trafen. In Sucre holten wir gerade unsere Wäsche ab, da kamen Sie ein drittes Mal auf uns zu geschlendert. Als wir in La Paz auf der Suche nach Vigoron waren, einer Art natürliches Potenzmittel, sah ich nur wie eine Frau mit Sonnenbrille auf mich zeigte: "It´s a joke!!" Nummer 4 also in La Paz. Innerhalb von einem Monat trafen wir dieses Pärchen 5 Mal. Nun auf der Isla de Sol. Unser Boot legte gerade an, Damir meinte: "Alter, guck mal wer da auf dem Steg steht !" Ich drehte mich um und die Französin winkte mir schon zu. Unglaublich. Zumal Sucre und La Paz auch keine kleinen Käffer sind.

Am zweiten Tag musste noch ein weiterer Berg erklommen werden. Er lag vor unserer Haustür und sah auch gar nicht so hoch aus. Aber ab der Hälfte gings richtig steil bergauf. So musste ich auf 2 Minuten bergauf, eine Minute Pause machen. Nach einer knappen Stunde war ich oben. Und ich wurde wieder belohnt mit einem wunderschönen Ausblick auf den See und Copacabana selbst. Jetzt rückblickend war das zwar alles gut und schön von der Anstrengung her, aber ein Witz. Dazu mehr im nächsten Tripreport von Machu Picchu.

Am letzten Tag hatten wir noch tagsüber Zeit, unsere Sachen durften wir im Hotel lassen bis Abend unser Bus nach Cusco, Peru, fährt. An dem Tag hatte ich besonderen Bierdurst und ich kaufte mir Unmengen der 0.33l Dosen. Damir hatte zu mir gesagt, dass er nach dem Hardcore-Aufenthalt in La Paz ne Pause brauche. Mal gucken ob ich den Psychologen knacke. Immerhin hatten wir einen Tag zuvor auf der Isla de Sol schon nen Bierchen getrunken, nach 4 Stunden wandern war das aber auch mehr als angemessen. 
Ich trank das erste beim Mittagessen. Das Zweite danach, Nummer 3 und 4 folgten bei Barca-Milan. Beim 5ten beim Abendessen verlor ich schon den Glauben und ich dachte: Scheiße der zieht wirklich durch. Dann hatte ich auch keinen Bock mehr. Wir stiegen in Nachtbus nach Cusco. Da der Titicacasee direkt an der Grenze zu Peru liegt, stiegen wir nach nicht mal einer Stunde Fahrt an der Grenze aus. Stempel hier, Stempel da, Reisepass zeigen, Formular ausfüllen. Nach 20 Minuten stiegen wir auf der peruanischen Seite wieder ein. Ich fragte Damir nachdem der Bus startete: "Und Amigo, jetzt ein Bier?" Auf ein Mal fing er an zu lächeln: "Na wie wieviel haste denn noch ?" - "Genau 2 Stück." Es war noch vor 0 Uhr. Baaam, da hatte ich ihn. :-D 
Im spanischen heißt Bier "Cerveza". Damir taufte mich irgendwann Mal in "Sir Veza". Nun hatte ich auch meinen Spitznamen weg. Ich nannte ihn immer Balkanjunge oder Cholita. In Anspielung auf die bolivianischen Wrestlerinnen. :-D

Dienstag, 12. November 2013

Bilder La Paz

Und hier ein paar Einblicke aus meiner Zeit in Boliviens Hauptstadt

Skyline 1

Skyline 2

Skyline 3

Death Road 1

Death Road 2


Cholitas Wresting


Die Ratten der Lüfte

Damir als Minimaus, ich als Hure

Halloween Hardcore Party
neben mir, die Chilis


getrocknete Lamas sind Teil des Hausbaus in Bolivien
Sie werden in oder unter das Fundament beigesetzt und sollen Glück bringen für die zukünftige Bleibe
Es gibt sie in La Paz sehr oft zu sehen









La Paz

Am Mittwoch, den Tag vor Helloween, kamen wir in La Paz an. Da wir uns in Sucre eine verhaeltnissmaessig ruhigere Zeit goennten, stand mal wieder ein wenig Adrenalin und Aktion auf dem Programm. Wir Menschen koennen einfach nicht Nichts tuen. Ich beweise mir das grade selber. Ich habe unbegrenzt Zeit, sowie, fuer suedamerikanische Verhaeltnisse, auch Geld zur Verfuegung. Ich kann den ganzen lieben langen Tag gar Nichts machen, wenn mir danach waere. Ist es mir aber nicht. Wir haben einen natuerlichen inneren Trieb und wollen Erfahrungen sammeln. 
Und damit dieser Aspekt auch nicht zu kurz kommt haben wir uns fuer unsere 5 Tage in Boliviens Haupstadt auch jeden Tag etwas vorgenommen. Fuer den ersten Tag nahmen wir an einer kostenfreien Stadtfuehrung teil. Die war echt sauber, nicht zu viel Gelaber, nicht zuviel Rumgegurke und mit 2,5 Stunden genau richtig getimed. Wir erfuhren auch hier als erstes vieles ueber das guenstige Essen. Und das dies ein Grund dafuer ist, micht eine Fastfoodkette in La Paz zu finden. 

Gestartet haben wir die Fuehrund am San Pedro - Gefaengniss. Das ist einer der haertesten Knasts in ganz Suedamerika. Ausgelegt fuer etwa 500 Insassem. Zurzeit beinhaltet er etwa 2500 !! Bis 2003 konnte man den Knast auch besuchen und dort eine Nacht verbringen. Aber dann fanden die Behoerden Folgendes heraus: Die ganzen, meist jungen, Touris, wollten nicht das Leben im Knast bestaunen oder sonst welche kulturellen Sachen darin besichtigen.. Sie kauften sich dort allesamt Ihr Kokain ! Daraufhin wurde diese Fuehrung geschlossen. In diesem Gefaengnis gibt es eine 5-Klassen-Gesellschaft. Es gibt Restaurants, verschiedene Zellen, Drogen werden teilweise dort hergestellt... Man muss alles mit Geld bezahlen, auch sein Essen. Man kann in einer reudigen 12 Mann-Zelle landen oder eine Einzelzelle mit Flatscreen haben. Alles eine Frage des Geldes. Es geht sogar soweit, dass dort die Familienmitglieder der Haeftlinge mitwohnen, weil die Miete im Knast guenstiger ist, als in der Stadt..
 Wer interessiert ist, kauft sich das Buch "MarchingPowder". Es handelt von besagtem Gefaengniss, mein Reisepartner Damir liest es gerade, zwar auf Englisch, aber es ist verstaendlich und spannend. Es gibt sicher auch eine deutsche Variante.

Ein weiteres Problem, neben Kokain, in La Paz ist der Organhandel. Oft sind es unter 18-Jaehrige, die Touris verschleppen. Es gibt eine Ecke in La Paz, die fast nur aus Wald besteht. Dort treffen sich Junkies und dort werden auch "Organspender" hinverschleppt. Dazu muss es noch genuegend korrupte Aerzte geben, die den Handel unterstuetzen. Zum Glueck ist La Paz sooo gross und schoen, dass man davon nichts mitbekommt, wenn man nicht in den letzten Ecken rumkriecht.

Nach der Tour buchten fuer den darauffolgenden Tag eine Tour. Wir wollten die "Death Road" mit Mountainbike befahren. Die Tour kostete etwa 50 Euro und man war den ganzen Tag unterwegs. Wir gingen zeitig ins Bett, weil wir naechsten Tag schon um 6 Uhr aufstehen mussten. Dann holte uns Franco, unser Tourguide, vom Hotel ab. Ausser Damir und mir waren noch Elliot aus England und Oli aus der Schgweiz mit am Start. Ziemlich ungewoehnlich, solch  eine kleine Truppe. Normalerweise finden in solchen Touren immer zwischen 8 und 20 Leuten Platz. Aber das war auch ganz gut, so mussten wir zwischen den Checkpoints nie auf langsame, meiste weibliche, Fahrer warten. 
Die Death Road befindet sich im Umland von La Paz, mitten in den Bergen, wie auch die Hauptstadt selbst. Die Haenge gehen wie in Zeichentrickcartoons wirklich im 90-Grad-Winkel bergab. Man wuerde also nichts hoeren, ausser dem 600m tieferen Aufprall, wenn jemand abstuerzt. Laut Tourguide macht auch heute die Strasse ihrem Namen noch alle Ehre. Erst vor 2 Monaten soll der letzte Touri gestorben sein. Meist ist die Todesursache jedoch kein Unfall und damit verbundener Sturz in die Tiefe. Es sind uebereifrige, sensationsgeile Touris, die unbedingt DAS Foto schiessen wollen und ihre Grenzen ueberschaetzen. Die Tour geht ausschiesslich Downhill, also man muss eigentlich nur bremsen. Das wird nach 3 bis 4 Stunden auch ganz schoen anstrengend. Der Schweizer hatte sogar Blasen bekommen.
Einmal hab auch ich mich etwas ueberschaetzt und etwas zu spaet gebremst. Da musste ich echt erstmal ne halbe Minute inne halten. Aber das Spiel mit dem eigenem Leben ist immer noch das Beste und Geilste ! :-D

Nach der Tour kamen wir in einem kleinen Dorf ganz unten an. Wir fuhren von 4700m Hoehe runter auf 1100m. Dort war es seher warm. Zum Glueck hatte das Restaurant, in dem wir lecker assen, auch einen fetten Pool. Und dadurch, dass wir nur zu 4t waren lagen wir mehr als gut in der Zeit.

Gegen 17.30 Uhr waren wir schon zurueck im Hostel. Auch dazu ein paar Worte: Wir naechtigten dieses Mal in einer Hotelkette namens Loki. Jeder Suedamerikareisende wird davon schon gehoert haben.  Loki-Hosatels sind fuer exzessive Parties bekannt - und genau das haben wir nach Sucre gebraucht. Wir stiegen in nem 10-Bett-Zimmer ab. Spaeter erfuhren wir sogar von 18ern. 
5 Australier und 2 Maedels aus Chile waren unsere Zimmergenossen. Die Australier waren cool drauf, allerdings gingen sie uns manchmal tierisch auf den Sack, da sie die Zeit in der wir mit Ihnen das Zimmer teilten durchgaengig auf Kokain waren. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, das weisse Gold lag immer auf irgend einem Tablet oder Laptop verteilt. Brad, mit dem ich besonders gut auskam hat die ersten 3 Tage gar nicht geschlafen, dafuer die letzten beiden fast am Stueck. Rick hatte strahlend blaue Augen, die durch seine Traenensaecke aber nicht immer zur Geltung kamen. Dafuer hatte eine unverwechselbare Mimik und Gestik drauf, dass man nur feiern musste. Die Chilis hiessen Natalia und Francesca. Sie halfen nach der Death Road Tour aus mit Kostuemen. Wir hatten ganz vergessen, dass Helloweenabend ist. Damir ging als Minimaus und ich als Hure. Die Party an sich war der Hammer. Das ganze Hostel war an der Bar, ich lernte an nur einem Abend Unmengen Leute aus aller Welt kennen. Zwischendurch verschwand ich ins Zimmer, das war manchmal einfach zu viel. Als die Australier auch einmal dazu stossen, genehmigte ich mir auch eine Nase, schliesslich stellte ich meinen Laptop zur Verfuegung. 
Die Leute tanzten auf der Bar und es gab guenstig Alkohol. Irgendwann frueh um 4 oder 5 rauchte ich mit Brad noch eine Tuete am Fenster und dann ging ich schlafen. 
Am naechsten Tag waren Damir und ich so froh gewesen bereits die Death Road gefahren zu haben. Irgendiwe wussten wir beide jetzt schon, in diesem Hostel, mit diesen ganzen feiertuechtigen Leuten um uns herum, wird nicht mehr viel mit Tagesausfluegen. Zumindest nicht, wenn sie mit koerperlicher Anstrengung verbunden sind. Im Prinzip liefen die Tage in La Paz folgendermassen ab:
Um 8 oder 9 wach werden, eine Stunde spaeter aufstehen, fruehstuecken und duschen. Dann in die Stadt gehen, auf ner Palza chillen oder sich sonst was angucken. Auch hier gab es wieder die leckeren und superguenstigen Comidas und Fruchtsaftstaende, wie in Sucre. Da waren wir meist um 13 oder 14 Uhr. Noch etwas durchgepeitscht von der jeweiligen Vornacht, sprach die Muedigkeit und der Restalkohol aus uns, sodass wir meist tagsueber nur Scheisse quatschten und feierten:
"Alter, Reisen ist sooo hart. Meine ganzen faulen Freunde, fluechten sich in ihre 8 Stunden Arbeit, waehrend wir die Welt erkunden, Lebensansichten von Menschen aus aller Welt aufsaugen und abends hart Feiern muessen... Das Leben ist so ungerecht..." :-D
So und so aehnlich ging es oft. Wir lachten viel zusammen und mit Menschen, die wir kennen lernten. Aber wir unterhielten uns auch ueber Gott und die Welt. Welche Fehler man in der Vergangeheit gemacht hat. Wie einen, die Reise und die Erfahrungen veraendert. Frauen. Freunde und Familie. Saufgeschichten. Fussball. Halt solche Sachen. Damir und ich wurden echte Freunde und ich werde ihn auf jeden Fall in Bonn besuchen fahren. Was wir in den, zu diesem Zeitpunkt, letzten 2 einhalb Wochen schon gesehen und erlebt haben, ist unglaublich.

Abends gings dann wieder auf Party. Wir gingen einmal im Nachbarhostel ein paar Strassen weiter feten und wen treffe ich da mit dem 6ten Bier in der Hand an der Theke sitzend? Karl, den Deutsch-Schweden aus Iguazu ! Wir gaben uns auch an diesem Abend hart die Kante. 
Am Samstag in der Fussgaengerzone wurden wir von nem Einheimischen angequatscht: "Die erste weltweite offizielle Kokainbar. Ist sicher meine Freunde!"
Abend im Hostel bei den ersten paar Bier merkten wir, dass wir nich die Einzigen waren, die diese Einladung bekamen. Ich ging zwar nicht hin, aber die Australier natuerlich. Und es stimmte. Es war zwar inoffiziell, aber man konnte wirklich Kokain auf Spiegeln und Glasplatten bestellen. Zum Beispiel: "Ich haette gern 1 Gramm auf 6 Lines bitte." Soll wohl sonst ganz normal mit Drinks und Lifemusik gewesen sein und halt Kokain. 
Am Sonntag fuhren wir zum Cholitas-Wrestling. Das sind einheimische bolivische Frauen, die halt gegeneinander kaempfen. Ist natuerlich nur Fake, wie beim amerikanischen Wrestling auch. Aber es war lustig und die Ladies hatten gute Moves drauf. Auch das Publikum wurde gut mit eingespannt. So landete ein Wrestler auch schon mal in der Menge, beziehungsweise die Kaempfer und Kaemferinnen bedienten sich der Gertaenke aus dem Publikum. Auf jeden Fall tolle Show. Die "Arena" war auf einem der hoechsten Punkte in La Paz. Rueckzu war es schon sehr dunkel und es war einer der schoensten Skylines, die ich je in meinem Leben gesehen habe. La Paz liegt quasi in einem Tal, aber die Einwohner strotzen den Bergen und bauen einfach weiter. Das gibt einen richtig leuchtenden Wok-Tiegel im Dunkeln.

Am Montag morgen ging es weiter zum Titicacasee nach Copacabana. Nicht zuverwechseln mit der "Echten" in Rio de Janeiro. Aber so hiess der naechste Ort nun Mal. :-D

Mittwoch, 6. November 2013

Bilder Uyuni und Sucre

Und weiter gehts mit dem Bildernachtrag. Hier noch etwas Uyuni (Ort) und Sucre



meine Geburtstagsrunde


auf dem Eisenbahnfriedhof

in Sucre



Bilder vom Markt...


...und von der Plaza

alter Mann

Ich habe mich verliebt - Sucre

Schon vom Bus aus sah ich auf Sucre herab. Eine Stadt wie aus dem Bilderbuch. Ich hatte sofort ein gutes Bauchgefühl, als wir durch die ersten Straßen fuhren. Am Busbahnhof angelangt, schnappten wir uns ein Taxi. Der Taxifahrer war wohl ein sehr Geschichtsinteressierter. Damir unterhielt sich mit ihm über Kroatien und den Balkan, als wir ausstiegen meinte er: "Der kennt sich aber gut aus über meine Heimat für einen Südamerikaner" Die Fahrt kostete insgesamt einen Euro.
Unser Hotel hingegen, ja dieses mal kein Hostel, war schon recht luxuriös. 12 Euro kostete eine Nacht pro Person. Dafür bekamen wir ein 2-stöckiges Apartment mit eigenem Badezimmer. Auch das Frühstück war ein Traum. Frisch gepresster Orangensaft und Ei mit Speck. Das hört sich jetzt alles ein bisschen traumhaft an. Es war jetzt keine Suite oder dergleichen und wenn dies mein aller erster Stop in Südamerika gewesen wäre, hätte ich gesagt: Joah, ganz nett hier. Aber wenn man wochenlanges Zusammenleben mit 4 - 10 Leuten, einer Gemeinschaftsdusche und -klo gewohnt ist, dann ist das hier Luxus pur. Wir freuten uns mit 27 und 31 Jahren wie 2 kleine Kinder kurz vor Heiligabend. Am Abend gingen wir zur Plaza, die nicht weit weg war von unserem Hostel. Generell ist in Sucre alles sehr zentral gelegen. Die Plaza war traumhaft beleuchtet, es war schon dunkel. Es ist eines der schönsten Plätze die ich je gesehen habe. Nicht so groß, wie manche in Buenos Aires, aber sauber und sehr schön. Am letzten Tag in Sucre wurden wir dort sogar unseres Feierabendbieres verwiesen. Naja ist ja auch richtig so, die Schönheit hat halt ihren Preis :-)
Nach dem Plazabesuch gings ins Restaurant. Es war ein sehr edler Schuppen, eine Familienfeier schien auch gerade zu laufen. Dennoch war genug Platz für uns. Damir, der ein sehr guter Esser ist, bestellte ein 500g Schnitzel, während ich eine Art Lasagne nahm, nach bolivischer Art. Dazu noch 2 große Bier und 2 Verdauungscocktails. und wir waren insgesamt 15 Euro ärmer. :-) Bolivien ist einfach unschlagbar, was Preise angeht. Essen, Taxifahren, Feiern, Hostels und Hotels und nicht zuletzt Kokain. Das ist eine der Schattenseiten Boliviens. Ich habe vorher immer gedacht, dass man grade als Touri Probleme hat, an Drogen zu kommen. Aber falsch gedacht, es scheint eine ganze inoffizielle Branche zu geben, die sich ausschließlich um die Gringos kümmert. Aber dazu später mehr, wenn ich den Bericht über La Paz verfasse ;-)

Am nächsten Tag gingen wir in die Stadt und fanden einen Markt. Er ist so groß wie bei uns Kaufland, aber sieht komplett anders aus. Er stellt sich aus verschiedenen Verkaufsständen zusammen. Obstverkäuferin neben Obstverkäuferin reihen sich endlos aneinander. Das gleiche gilt für Fleisch und Wurst, Kosmetikartikel und vieles mehr. Im Innenbereich ist ein offener Hof. Das war für uns wie eine Oase. Dort konnten wir uns aus etwa 50 verschiedenen Früchten 3-4 aussuchen und die netten Frauen mixten uns frische Smoothies. 1L kostet 0,80 Euro. Sorry, dass ich immer den Preis mit dazu schreibe, aber ich komme noch jetzt nicht aus dem Staunen raus, mit wie wenig Geld man hier auskommt. Selbst wenn man in Bolivien richtig auf  die Kacke haut und lebt wie ein König - man wird die 800 Euro-Grenze nicht sprengen können. 100 Bolivianos entsprechen etwa 10 Euro. Das ist auch die höchste Banknote. Es gibt wirklich ernsthafte Wechselgeldprobleme, wenn man mal Geld abheben war und Not gedrungender maßen mit nem Hunni bezahlt. 
Zurück zum Markt: Das eigentliche Highlight befindet sich im Obergeschoss. Dort gibt es eine Mensa, wo sich verschiedene "Comidas", Küchen, aneinander reihen. Nun kann man sich aus etwa 70 verschiedenen Plätzen aussuchen wo man speist. Wir haben viel durch probiert und alles hat sehr lecker geschmeckt. Richtig selbstgemacht, wie bei Oma :-)
Die Preise bewegen sich hier zwischen 30 Cent für eine Suppe und maximal 1,70 für ein fettes Fleischgericht. Ne kühle 600ml Coca Cola kostet 40 Cent.
Die unschlagbaren Essenspreise sind übrigens auch der Grund dafür, weshalb es in Bolivien nicht ein Burger King oder McDonalds zu sehen gibt. Wer will schon nen Plastikburger für 2 bis 3 Euro essen, wenns frische Hausmannskost für 1 Euro gibt. Auch in der Hauptstadt La Paz - nicht eine der besagten Ketten.
Bis auf Essen und Trinken haben wir in Sucre nicht soviel gemacht. Wir sind viel herumgeschlendert. Der Markt hat einfach eine supergemütliche Atmosphäre. Abends haben wir auf Schongang geschalten und im Hostel ein paar Filme geschaut. 
Am zweiten Tag sind wir auf eine Aussichtsplattform gestiegen. Dort gab es Liegen und wir hatten Sonnenschein bis zum abwinken. Der wurde mir allerdings zum Nachteil. Wir verquatschten uns irgendwie 2 Stunden und schon am späten Nachmittag in der Comida merkte ich, wie meine Haut brannte.

Wir entschlossen uns noch einen Tag länger als geplant in Sucre zu bleiben, schon allein wegen der tollen Plaza. Und weil wir uns neben dem Apartment, auch so in jeglicher Hinsicht etwas Luxus zwischendurch leisteten, entschieden wir uns für einen Flug von Sucre nach La Paz. Kostet zwar 10 mal soviel, aber dafür sind wir nur 1,5 Stunden unterwegs statt 16 mit dem Bus.
Ein bisschen Zittern mussten wir noch, weil in der letzten Nacht sehr schlechtes Wetter war. Und bei schlechtem Wetter fliegt nicht eine Airline. Da reicht schon Regen. Aber bis zum heutigen Tag hatten Damir und ich richtig Glück. Tagsüber Sonne pur, sobald wir uns mit Bier und/oder Wein ins Hostel zurückzogen, fing es an zu Gießen. So auch am Tag des Abfluges. Strahlendes Wetter und so flogen wir in die Kokainhochburg nach La Paz.

Das muss reichen für den Sucrebericht, es ist 15.30 Uhr, Champions League beginnt gleich und Internet läuft schon wieder wie in der Steinzeit ;-)